Beim Marathon beginnt der erste Schritt im Kopf

Läufer bei Veranstaltung
Die Sache mit dem ersten Schritt oder: Warum Laotse manchmal doch nicht recht hat.
Elisabeth Holzer-Ottawa

Elisabeth Holzer-Ottawa

Zuletzt hat die Kolumnistin an dieser Stelle frech zwei Kollegen geoutet, die ihren jeweils zweiten Marathon fürs kommende Frühjahr planen. Sie befand, das müsse jetzt einfach sein, hat sie doch die beiden im Vorjahr in Richtung der ausgewiesenen Königsdisziplin für Hobbyläufer geschubst – und was soll man sagen?

Gesteigerte Motivation

Beide bestanden mit Bravour, trotz Hitzeschlacht an jenem Tag. Und jetzt, wo die Idee eines neuerlichen Starts Umlauf bekommen hat, gibt es sowieso kein Zurück mehr: "Steigert die Motivation", ließ Kollegin K. wissen. Recht hat sie.

Marathons haben ihre eigenen Spielregeln, bei Weitem nicht nur körperliche. Sie brauchen natürlich eine kontinuierliche Lauf-Vorbereitung, die sich konsequent über einige Monate streckt. Aber Läuferinnen und Läufer brauchen auch die Einsicht, dass Abbrechen mitten im Bewerb keine Schande ist, falls Schmerzen auftreten (wie bei der Kolumnistin im Vorjahr, Knie nach Sturz lädiert, mehr als ein Halbmarathon im Gehen wurde es dann nicht mehr).

Keine Niederlage

Und dass gar nicht erst an den Start zu gehen keine Niederlage bedeutet, wenn man sich leider ein paar Tage vor dem Lauf eine Verkühlung, Grippe oder Magenverstimmung eingefangen hat – krank laufen geht gar nicht.

Solche Distanzen – rund 42 nämlich – verlangen vom passionierten Hobbyläufer, der das Training in Familien- und Berufsalltag einbaut, zusätzlich auch eine gewisse mentale Stärke ab. Schon bevor der Lauf überhaupt beginnt: Es heißt, ein Marathon sei zu zehn Prozent Trainingssache, zum Großteil aber eine Frage der Einstellung, das kommt schon hin.

Letztlich läuft es darauf hinaus - will ich oder will ich nicht? Zwingt einen ja keiner. Aber sobald sich die Idee festgesetzt hat, ist der erste Schritt sowieso getan. Sorry, Laotse, aber der Weg zu den berühmten 1.000 Meilen beginnt bei einem Marathon also nicht erst mit dem ersten Schritt, sondern im Kopf.

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