Tiroler Unterschiede: Vom Oberlandler ein Bussl, vom Unterlandler ein Kind

Tirol ist ein geteiltes Land. Und das gleich in vielerlei Hinsicht. Das fängt schon damit an, dass ein Bezirk von der Außenwelt abgeschnitten und nur über Italien oder das Bundesland Salzburg zu erreichen ist (Osttirol).
Auch in Sachen Religion ist das Heilige Land nicht vereint: So trennt der Ziller im gleichnamigen Tal die Diözese Innsbruck und die Erzdiözese Salzburg.
Der wichtigste Tiroler Grenzfluss ist freilich die Melach, die aus dem Sellraintal in den Inn mündet. Streng genommen müsste dort ein Grenzbalken stehen.
Hier prallen nämlich Welten aufeinander und es offenbaren sich die zwei Gesichter Tirols: Oberland und Unterland. Manche behaupten auch: der mürrische und der lustige Teil des Landes.
Rivalität & Klischees
Die Einteilung der Tiroler in Oberlandler und Unterlandler lebt von einer gewissen Rivalität – aber nicht zuletzt auch von Klischees. Viele meinen, der Blick auf die Berge würde tief in die Seele der Menschen blicken lassen.
So hätten es die Oberlandler der Beengtheit der Täler und den schroffen Berggipfeln zu verdanken, dass sie so besonnen, zurückhaltend, um nicht zu sagen: fad rüberkommen. Dem gegenüber steht die weitläufigere Gegend im Tiroler Unterland und der liebliche Dialekt der Menschen. Unterlandler werden gemeinhin als lebensfroh und fidel wahrgenommen.
Über die Jahrhunderte ist quer durch Tirol ein Ruf entstanden, der sich auch in einigen Gesetzmäßigkeiten niederschlägt: Ein Begräbnis im Unterland ist lustiger als eine Hochzeit im Oberland, heißt es in Tirol gerne. Und: Bevor du von einem Oberlandler ein Bussl bekommst, kriegst du von einem Unterlandler ... ein Kind.
Nur der Vollständigkeit halber: Ihr Autor zählt zu den Unterlandlern.
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