Gedanken zum Weltspartag: Wenn das Geld streikt

Früher lernten Kinder über Sparen und Zinsen: "Dein Geld arbeitet auf der Bank." Und nun? Hat das Geld die Arbeit niedergelegt?
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Einst war Sparen kinderleicht: Man nahm sein Sparbuch, schlachtete das Sparschwein und brachte den übers Jahr gesammelten Schillingbetrag am Weltspartag auf die Bank. Dort bekam man dann ein Geschenk vom fröhlichen Sparefroh sowie einen neuen Sparbucheintrag samt Zinsen.

Wieso das Geld auf dem Sparbuch mehr wurde, auch wenn man einmal nichts einzuzahlen hatte, wusste damals jedes Kind. Denn in der Schule lernte man: „Dein Geld arbeitet auf der Bank. Und wer arbeitet, bekommt ein Entgelt – die Zinsen.“

Heute ist immer häufiger die Rede von „Verwahrungsentgelt“ und „Nullzinsniveau“. Das heißt, dass das Geld auf der Bank weniger wird. Aber wie konnte es dazu kommen? Ist das Geld in Kurzarbeit? In Bildungskarenz? Streikt es? Arbeitet es in Sparstrümpfen oder unter Matratzen im Homeoffice? Wurde es wegen Nichteinhaltung der 3G-Regel entlassen? Oder ist es, wie viele andere, ins Prekariat abgerutscht, was bedeutet, dass es gefälligst froh sein soll, überhaupt arbeiten zu dürfen? Hoffentlich hat der fröhliche Sparefroh von einst heute einen guten Therapeuten.

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