Fotografieren auf Reisen ist eine Last, das können wir besser

Mit analogen Kameras entschleunigt man das Fotografieren
Jetzt leg mal die Kamera weg und schau dir das wirklich an, mahnt sich Axel N. Halbhuber selbst, aber nur manchmal.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Es geht vielen, die auf Reisen gehen, vor allem ums Bild. Manche sind dabei sogar derart manisch, dass sie eher an tourende Archivare erinnern, die jeden Winkel und jede Sehenswürdigkeit der Welt abfotografieren müssen, damit sie dann all die Bilder zu Hause haben, die wir aber mittlerweile eh auf Google finden können.

Axel Halbhuber im Talk

Selbst fotografieren ist aus Sicht der Bildband- erstellung und -vervollständigung gar nicht mehr nötig. Ganz früher war kein Foto, dann war sparsames Fotografieren mit Filmen (wer sich noch erinnert: 24er oder 36er, uje schon wieder voll, Plastikdöschen. Wer sich nicht erinnert, fragt am besten seine Eltern oder im Falle besonders jungen Elternmaterials die Großeltern!). Dann zog mit der Digitalisierung das uferlose Fotografieren ins Land (Stichwort: Irgendwann muss ich meine achtunddreißigtausend Fotos aussortieren – wer das jetzt nicht versteht, fragt am besten sein Kindsvolk).

Dabei können wir uns heute ganz entspannt vor das vermeintlich Abzulichtende setzen und es ganz still anschauen. Es inhalieren.

Das Licht betrachten oder die Leute, wie sie daran vorbeiziehen. Die Szenerie genießen. Und uns dabei der Gewissheit ergeben, dass im Worldwidenetz sicher ein Foto von genau diesem Abzulichtendem zu finden ist, dessen fotografische Güte wir ohnehin nicht erreichen werden.

Außer natürlich, wir hören uns an, was ein Starfoto- graf wie Michael Martin zu sagen hat. Oder wir vertiefen uns bei einer Fachmesse wie der „Photo+Adventure“ in die Kunst des Ablichtens.

Weniger um die Qualität des Bildes geht es im individuellen Moment. Ein Foto mit einem Menschen, den man getroffen hat, ein Lächeln des oder der Mitreisenden, das uns immer an ein besonders schönes Gefühl in dieser Sekunde erinnern wird. Das Gute: Diese Fotos müssen gar nicht perfekt sein. Denn sie sind nur für uns.

axel.halbhuber@kurier.at

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