Flaschenpost: Wieso ist Spritzer eigentlich aus der Mode?

Weißer Spritzer
Der klassische Spritzer ist zu unrecht aus der Mode gekommen. Man muss nur wissen, mit welchem Wein er besonders gut wird.
Christina  Fieber

Christina Fieber

Warum kam eigentlich der Spritzer aus der Mode und wieso schlürften die Menschen fortan unablässig quietschbunt Spaßgetränke? Aus Spritzer wurde picksüßer Spritz, dann kam Hugo, später Helga(!) und schließlich Inge(!!).

Jeden Sommer wurde ein neuer In-Trank ausgerufen, bis ihn das letzte Provinzbeisl in swimmingpoolgroßen Gläsern servierte. Je abartiger der Name des Gebräus, desto billiger die Zutaten – freilich zum Preis eines Glases ordentlichen Weins. Lediglich ein paar hoffnungslose Nostalgiker hielten dem Spritzer die Treue. Sie kapierten, was unsereiner nur ahnt: Kaum ein Getränk belebt im Sommer so nachhaltig wie der Spritzer – allein der Klang des Namens stimmt heiter. Da bleiben Hugo, Helga und Inge schon klangtechnisch auf der Strecke.

Ein Spritzer von Klasse ist aber schwer zu kriegen. Nicht nur das Soda macht es aus (am besten aus der Glassiphonflasche) – der Wein muss passen: Leicht und süffig soll er sein, mit Säure und einem Hauch Frucht – geschmacklich nicht aufdringlich, aber auch kein sensorischer Schwächling. Veltliner, Gemischter Satz, Welschriesling ja, Chardonnay, Traminer nein.

Ob sich Riesling eignet – darüber wissen führende Spritzer-Experten vortrefflich zu streiten. Der Wein darf günstig, aber niemals billig sein und schon gar nicht der Kategorie parfümierter Industriewein angehören. Teurer Wein scheint zu kostbar, auch wenn es bei so manchem eh wurscht wär – allein, er taugt nicht zum Spritzer. Tipp: Grüner Veltliner Landwein – 1 Liter – Weingut Bründlmayer.

flaschenpost@kurier.at

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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