Fahren wir in den Baumarkt?

"ÜberLeben": Das Schlafzimmer weigert sich hartnäckig, neu ausgemalt auszuschauen.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Baumärkte sind Sehnsuchtsorte. Sie sehen überall gleich aus, sie  haben keinen eigenen Charakter – ein Phänomen, das man auch von Supermärkten, Tankstellen, Flughäfen und Fast-food-Restaurants kennt – und vermitteln genau dadurch ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. In Baumärkten gibt es keine Überraschungen. Da drüben ist die Holzabteilung, dort stehen die Farben, da hinten liegen die Schrauben.

Noch wichtiger: Baumärkte halten all die blitzenden Gerätschaften bereit, die dem geschickten und auch weniger geschickten Heimwerker die Illusion anbieten: Egal, wie schwierig es ist, wenn du die Ärmel aufkrempelst und das richtige Werkzeug hast, kriegst du es hin. Kein Wunder also, dass die Baumärkte das Erste waren, das die Menschen jetzt gestürmt haben: Zwar kann man das Virus auch mit einer neuen Stichsäge nicht besiegen, aber man kann es zumindest versuchen.

K. und ich sind ja für Baumärkte nicht anfällig. Dachten wir. Wir haben einen Baumarkt besucht, in erster Linie, weil uns fad war, und weil wir schauen wollten, was sich dort so abspielt.  Und plötzlich standen wir an der Kassa mit zwei Kübeln weißer Farbe, vier  Rollen zum Ausmalen, fünf Pinseln und diversem Material zum Unterlegen und Abkleben. Das Schlafzimmer muss dringend ausgemalt werden, befanden wir einhellig.

Jetzt schlafen wir schon seit einer Woche im Wohnzimmer, die Wohnung ist ein Schlachtfeld, und schön langsam wird alles weiß, vor allem wir selber, während das Schlafzimmer sich hartnäckig weigert, neu ausgemalt auszusehen. Irgendwas machen wir falsch, wir wissen nicht genau, was, aber die Wände werden immer fleckiger.

(Wobei: Ganz ehrlich gesagt, mache vermutlich ich etwas falsch. Denn die Wände, die K. ausgemalt hat, schauen wesentlich besser aus als meine.)

Was machen wir jetzt, frage ich? Fahren wir in den Baumarkt, antwortet K.

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