Es geht um die Behübschung

Es geht um die Behübschung
 ... die Behübschung der sinngebenden Bedeutung, um das Zudecken der präzisen Wörter, der exakten Bezeichnungen mit semantischen Spitzendeckerln, schreibt Joesi Prokopetz.

Beispiel: Wachsende Einschränkungen der Lebensführung, in Tateinheit mit Diebstahl von Lebensfreude mit selbst angelegten Scheuklappen, die den Blick auf die Wirkungslosigkeit verschärften Vorgehens vernebeln, heißen – positiv besetzt – „Herausforderungen“ (gerne auch „Zusammenhalt“). Herausforderungen, an deren Bewältigung man wachsen, ja über sich hinauswachsen kann. Allein: Im öffentlichen Diskurs, vor allem seitens der Politik und ihren Kolporteuren, wird nie coram publico wenigstens erwogen, zu sagen, dass die „Maßnahmen“ als solche nicht und nicht greifen oder dass sie von den Menschen nur halbherzig, genauer: schleißig, befolgt, also „mitgetragen“ werden. Oder rundheraus, ohne verbale Dekoration, gefragt: „Scheitern diese Bemühungen, wie so gut ohnehin alles, an der Übermacht des Irrationalen? Sind die Begehrlichkeiten nach Sportveranstaltungen, das nicht Entbehrenkönnen von „Geheimpartys“ mit streng gehütetem Losungswort, die innerliche Drangsal nach vereintem Grölen und vorübergehender Fraternisierung in Verbindung mit wechselseitigem Bespeicheln stärker als die Vernunft?“

Ja, sie sind es. Und da kommen schon die Apologeten: „Das muss man verstehen, die Sehnsucht nach Nähe und die – Kandidat für das Unwort des Jahres – „Pandemiemüdigkeit!“ Fragen wir doch brüsk und bewusst oder unbewusst politisch inkorrekt: „Sind große Teile der Bevölkerung eventuell schlichtweg zu blöd, um sich zum Zwecke der Hintanhaltung von (Neu)Infektionen konstruktiv zu verhalten?“ Weil, dass sie es aus Bosheit tun, will ich mir nicht vorstellen.

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