Erlauftaler Bodengemüse

"ÜberLeben": Kochen unter erschwerten Umständen (und alles wird zu Chili).
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ich kann ja gut kochen. Mein Chili con Carne ist in Teilen des Reisenbauerrings in Wiener Neudorf weltberühmt. Ich kann auch andere Gerichte, zum Beispiel Beef Steaks, Gulasch, Gemüsesuppe, Eierspeise, Putengeschnetzeltes, Paprikahuhn, brasilianischen Fisch und Butterbrot. Ich habe auch einmal Garnelen in Kokosmilch und Orangensaft gemacht, aber das sah dann aus wie Butterbrot und schmeckte nach Chili con Carne.

Wenn ich ehrlich bin, schmeckt bei mir alles nach Chili con Carne. Ich beginne zu kochen, zum Beispiel geröstete Eierschwammerln mit Zwiebel und Knödeln, und am Ende kommt Chili con Carne raus. Selbst, wenn ich Fischstäbchen rausbacke oder mir eine Tiefkühlpizza auftaue, schaut es zum Schluss aus und schmeckt wie Chili con Carne. Ich habe das nicht im Griff, das Chili ist offenbar stärker als ich.

Zum Glück kann K. wirklich gut kochen. Sie macht fantastische gefüllte Paprika, herrliche Spaghetti Carbonara (natürlich ohne Obers!), legendäres Huhn in Weinsoße. Besonders gerne kocht sie auch Frittatensuppe, wobei der Name ein wenig täuscht, bei K. sind das eher feuchte Palatschinken mit Suppenaroma, aber wurscht, sie schmecken großartig.

Unlängst bereitete K. Röstgemüse zu – könnt ihr es riechen? Mit Zwiebeln, Paprika, Mais, Schwammerln und komischer Gurke (so nennen wir die Zucchini). K. schwang mit der ihr eigenen tänzerischen Eleganz die Pfanne, ließ das Gemüse im heißen Öl hüpfen und springen, lächelte mir zu – und verlor die Kontrolle über die Pfanne. Diese stürzte zu Boden und das Gemüse ergoss sich über die Küchenfliesen.

K. ließ sich keine Sekunde aus dem Konzept bringen, kniete nieder und schaufelte das Gemüse kühl lächelnd wieder zurück in die Pfanne. Das Gemüse schmeckte übrigens sehr gut, es knirschte ein wenig zwischen den Zähnen, hatte aber ein besonders würziges Aroma. Wir nannten es: Erlauftaler Bodengemüse.

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