Ein Donnerwetter vom ersten Zwei-Meter-Mann

Vor 60 Jahren sprang Helmut Donner als erster Österreicher überhaupt zwei Meter hoch.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Schon zwei Jahre vor den Fußballern treten die weltbesten Leichtathleten in der Wüste zum Wettschwitzen an. Wenn Katar im September, in dem 48 Grad keine Seltenheit sind, Schauplatz der WM sein wird. Der frühere österreichische LA-Präsident läuft aus anderem Grund heiß. Helmut Donner bezeichnet die Situation als "nur noch grauslich" für Rot-Weiß-Rot. Und das, obwohl Österreich mit den Siebenkämpferinnen Ivona Dadic und Verena Preiner sowie dem Diskus-Hünen Lukas Weißhaidinger über Aushängeschilder verfügt? "Ja. Weil außer den Dreien und der jungen Sarah Lagger niemand international konkurrenzfähig ist." kontert Donner, auf die U-23-EM verweisend. Er habe ständig gelesen: AUT im Vorlauf out.

Doch Thema sollte an dieser Stelle eigentlich nicht die Stagnation in manchen Bewerben des (medial ohnehin benachteiligten) Elementarsports sein, sondern ein Ereignis, das genau 60 Jahre zurückliegt:

Ein Donnerwetter vom ersten Zwei-Meter-Mann

Als Österreich vor 3000 Zuschauern auf dem WAC-Platz im Prater das LA-Ländermatch gegen Spanien gewann; als Donner kurz vor seinem 18. Geburtstag als erster Österreicher überhaupt zwei Meter hoch sprang; als die vom "Halbbloßfüßigen" (Donner trug immer nur einen Schuh) geschaffte Marke im August 1959 Europa-Jugendrekord bedeutete.

Längst schrauben sich die Athleten nicht mehr im Bauchwälzer-Stil, sondern verkehrt über die Latte. Die per Flop erzielten Rekorde des Kubaners Javier Sotomayor (2,45) und des Österreichers Markus Einberger (2,28) sind inzwischen auch schon 26 bzw. 33 Jahre alt.

Skeptische Kommunisten

Vor 60 Jahren hatte der 1,80 Meter große Donner die DDR-Sportgurus dermaßen irritiert, dass sie den Wiener in ihre kommunistische Kaderschmiede nach Leipzig holten. Dort wurde er getestet, vom Kopf bis zu den Zehen vermessen, ehe man ihn humorlos wissen ließ: "Für den Hochsprung, junger Mann, sind sie zu klein, für den Weitsprung zu langsam. Und für den Zehnkampf sind Sie zu faul." Worauf sich Donner dachte: "Eigentlich haben’s recht." Zudem wollte er ohnehin Kicker werden. Nur weil seine Mutter Fußball hasste, sei aus ihm "der damals einzige Leichtathlet von Floridsdorf" geworden.

Vom Naturell her passte der fidele Publizistikstudent eher ins Kicker-Milieu, dem zu dieser Zeit dank Typen wie Franz Hasil und Gustl Starek ein Lauser-Image anhaftete. So wurde Donner einmal Meister, nachdem er in Klagenfurt schon kräftig vorgefeiert hatte. Ein anderes Mal täuschte er eine Verletzung vor, indem er mit einem eingegipsten Bein zum Wettkampf humpelte, ehe er sich den Verband runterriss und die Konkurrenz entnervte.

Keine maßlose Übertreibung ist’s, wenn der Ex-Hochsprung-Champion behauptet, dass sein einstiges Weitsprung-Niveau (7,20) heuer zum Staatsmeistertitel gereicht hätte. "Und der Rudi Klaban wäre mit seinen Laufrekorden aus den Sechzigerjahren heuer locker vorn weg gewesen."

Donners Groll gilt weniger den Sportlern, sondern Funktionären, Politik und System. Allein im Raum Wien, behauptet er, gebe es 23 Leichtathletik-Anlagen. "Aber benutzt werden können meist nur drei."

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