Urlaub allein zu zweit

Urlaub allein zu zweit
Ein Herbstbad in den wilden Astern. Ist das mit Hund schöner als allein? Falsche Frage. Ohne Hund wäre ich gar nicht hier.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Dieser Tage erzählt mir eine Freundin, dass sie es für unvorstellbar hielte, jemals alleine zu verreisen: „Wie schaffen das andere Leut“, fragte sie mich (rein rhetorisch) und fuhr im Alleingang fort (natürlich auch nur rhetorisch): „Ich will mich doch austauschen, gemeinsam Pläne schmieden, gemeinsam essen gehen!“

Ich antwortete: „Ja, das verstehe ich. So bist du. Und ich fahre nächste Woche allein auf Urlaub.“ Da protestierte sie aber heftig: „Du bist nicht allein. Du fährst doch mit Daria!“

Ich musste lachen, denn ich dachte an all ihre Argumente gegen den Urlaub allein: „Ich will mich austauschen?“ – Die Unterhaltungen mit Daria sind relativ einsilbig. Egal, wo wir unterwegs sind und was gerade herumliegt, ihr Blick bettelt: „Ich will das fressen!“ Meine Stimme antwortet: „Sicher nicht!“

„Gemeinsam Pläne schmieden?“ – Haha, da ergänze ich mich gut mit Daria, ich schmiede ständig irgendwelche Pläne, sie schafft einstweilen Tatsachen.

„Gemeinsam essen gehen?“ – Darias Lieblingsurlaubsbeschäftigung. Sie versucht, unter allen Tischen die Brösel einzusaugen, ich versuche, nicht zu bröseln.

Ohne Hund alleiner als mit?

Was mich zur Frage führt: Ist man ohne Hund alleiner als mit? – Möglicherweise.

Ich habe dennoch das Gefühl, dass ich kommende Woche allein verreise. Aber ich bin gern allein. Daria braucht da also keine Lücke zu füllen, sie kommt einfach mit. Für mich ist das nicht so, als wäre jemand anderer dabei, eher so, als hätte ich einen mobilen Spiegel im Gepäck, der mir ständig viel über mich selbst vor Augen führt. Etwa wenn Daria mich mit ihrer Sturheit in den Wahnsinn treibt oder mit ihrer Süßheit in Verzückung versetzt.

Und weil ich gerade über all das nachdachte, überlegte ich mir am Donnerstag nach unserer herrlichen Herbstwanderung, ob mir diese ohne Daria genauso viel Spaß gemacht hätte wie mit ihr. Wir hatten in den wilden Astern gebadet, von den reifen Weinbeeren gekostet und im Nu sechs Kilometer zurückgelegt.

Meine Antwort auf die Frage war ernüchternd: Ohne Daria hätte ich das alles gar nicht erlebt, weil ich am Schreibtisch sitzen geblieben wäre ... Womöglich ist man also mit Hund nicht nur zu zweit, sondern auch jemand anderer als ohne.

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