Meine Tropfen nehm’ ich nicht

Meine Tropfen nehm’ ich nicht
Der Tierarzt hatte immer neue Tipps, wie Daria die scharfen, öligen Tropfen doch einnehmen würde. Sie alle halfen nur kurz.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Kennen Sie den kürzesten Beaglewitz der Welt? – „Geht ein Beagle an einer Futterschüssel vorbei.“ Haha, in elf Lebensjahren ist Daria nie an irgendjemandes Futterschüssel vorbeigegangen. Im Gegenteil. Sie schleckt, auch wenn die Schüssel – im Auge des menschlichen Betrachters – leer ist.

Vorgestern ging sie sogar so weit, die bereits leere Hartplastikschüssel, in der ich ihr Mittagessen zum Besuch bei Oma und Opa mitgenommen hatte, aus meiner Handtasche zu klauen. Irgendwie holte sie das Gefäß dann noch aus einem gut verschlossenen Sackerl und zerbiss sowohl die Schüssel als auch den Deckel. Reife Leistung für eine Minute des Unbeaufsichtigt-Seins. Ich lobte sie nicht. Und warf das zerkaute Gefäß in den Müll.

Darias Futterfreude hat aber auch ihr Gutes. Bisher hat sie jedes Medikament ohne Beschwerde genommen. Ob Pulver, Kapseln, Tropfen, Tabletten: So lange ich es unters Futter mische, frisst sie alles.

Nun kam es zu der schwierigen Lage, dass Daria Tropfen nehmen soll, die eine Minute lang über die Mundschleimhaut aufgenommen werden müssen, ehe sie Futter bekommen darf. „Streichen Sie ihr die Tropfen in die Lefzen“, riet der Tierarzt. Das tat ich, ahnungslos, wie scharf diese schmeckten (gekostet habe ich sie erst später). Schon beim zweiten Mal rannte Daria weg, als sie sah, dass ich zu dem Fläschchen griff. „Geben Sie ihr die Tropfen mit etwas Kokosfett, das stört die Aufnahme nicht und schmeckt Daria “, riet der Tierarzt. Es funktionierte. Bis sie auch das ablehnte. „Geben Sie ihr die Tropfen mit etwas Butter, da kann sie nicht widerstehen“, riet der Tierarzt. Es klappte hervorragend. Bis sie auch die Butter argwöhnisch beschnupperte und mich mit meinem Löffel stehen ließ.

„Ich versteh’ das nicht“, sagte Darias Herrl, „bei mir nimmt sie’s anstandslos“. Und ich brummte: „Wieder typisch, dir frisst sie alles aus der Hand.“ Dann aber schaute ich ihm zu, wie er den Löffel liebevoll anrichtete, sah die x-fache Dosis Kokosfett und rief: „Das kann jeder! Wenn ich ihr das zweimal täglich so gebe, hat Daria übermorgen eine Fettleber.“ Daraufhin übertrug er die Aufgabe wieder mir, da ich ja ohnehin alles besser wisse. Nicht ich – aber der Tierarzt! Der hatte einen neuen Tipp: „Es gibt das Medikament jetzt auch in Keksform.“ Ich verriet Daria nichts davon und bestellte die Kekse. Bin gespannt, wie sie reagiert.

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