Farben des Alters: Grau, aber bunt

Farben des Alters: Grau, aber bunt
Man möchte die Hundedame ja nicht „hochnäsig“ nennen, aber Daria wird im Alter immer divenhafter
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Daria ergraut zu-sehens, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes: Man kann dabei zusehen, wie ihre einst braunen und schwarzen Fellflecken mit fortschreitendem Alter an Farbe verlieren.

Interessanterweise treibt sie es im Alter aber charakterlich umso bunter (höflich ausgedrückt). Weniger vorsichtig formuliert: Aus dem immer freundlichen, stets pflegeleichten und – selbst inmitten eines familiären Hurrikans – stoischen Hund wurde eine launische Diva.

Daria spielt nicht mehr mit jedem daherlaufenden Hund. Manche ignoriert sie, manche verbellt sie, manche mag sie. Keiner von uns versteht, wie sie das sortiert. Der Tierarzt beruhigt uns. Das sei wie bei uns Menschen, auch wir würden wählerischer im Umgang – aufgrund von Tagesverfassung und Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen.

Daria ist auch nicht mehr der Immer-Mittendrin-Hund. Sie will ihre Ruhe, wenn ihr danach ist, und setzt das, notfalls unter Einsatz unfreundlicher Laute, durch. Der Tierarzt beruhigt uns. Das sei wie bei uns Menschen, da kämen auch Bedürfnisse und spezielle Eigenheiten im Alter deutlicher zum Vorschein.

„Je älter, desto tiefer schlafen sie“

Und wer glaubt, sich einfach, so wie früher, neben die schlafende Daria auf die Couch legen zu können, wird spätestens beim ersten Handkontakt mit den Rheuma-schmerzempfindlichen Hundehüften zurechtgewiesen und – bei wiederholtem Zuwiderhandeln – verscheucht.

Was aber nicht heißt, dass Daria keinen Kontakt mehr möchte. Im Gegenteil: Sie will mehr denn je gestreichelt werden. Aber erstens genau an der Stelle, an der sie es gerade mag (das tut sie durch Entgegenstrecken des zu streichelnden Körperteils unmissverständlich kund). Und zweitens nicht, wenn sie schläft.

Der Tierarzt beruhigt uns. Er erklärt, dass das ein völlig normales, altersgemäßes Verhalten sei: „Je älter Hunde werden, desto tiefer schlafen sie.“

Ich staune: „Das ist aber nicht wie bei uns Menschen?“ Der Tierarzt pflichtet mir bei: „Stimmt. Aber Hunde brauchen, im Gegensatz zu Menschen, auch immer längere Schlafzeiten.“ Sein Rat: „Wenn Sie nicht schlafen können, lesen Sie ein Buch, aber wecken Sie nicht Ihren Hund auf. Und falls doch, nähern Sie sich nicht ohne Vorwarnung. Das schreckt Hunde. Denn die können schlafen. Und wie.“

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