Bettflucht und Bettsucht
Was ist der „Alters-Unterschied“ zwischen Mensch und Hund? Der Mensch entwickelt mit den Jahren die sogenannte präsenile Bettflucht, der Hund die präsenile Bettsucht.
Während Menschen immer weniger Schlaf brauchen, mitunter sogar Ein- oder Durchschlafstörungen entwickeln, brauchen Hunde immer mehr Schlaf und entwickeln dabei Ein- und Durchschlafstörungen der anderen Art: Daria schläft oft augenblicklich ein, wo man es nicht vermuten würde. Und sie schläft – vorzugsweise wenn es draußen regnet – so lange durch, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache, ob sie noch am Leben ist.
Doch die Sorge ist rasch entschärft, sobald ich mich ihr nähere. Die gute alte Daria schnarcht mittlerweile so laut wie eine zweimotorige Turboprop-Maschine. Das bedeutet, dass ich dieses akustische Lebenszeichen sogar durch Wände und geschlossene Türen gut hören kann.
Handstandüberschlag im Bett
Im Zusammenspiel Mensch-Hund ergibt sich daraus folgende Situation: Ich – Typ leichter, fragiler Schlaf – wache in der Nacht auf, drehe mich um und will weiterschlafen. Daria – Typ tiefer, unerschütterlicher Schlaf – träumt von Rehfährten, jault zweimal begeistert auf und schnarcht im Turbopropmodus weiter.
Ich fahre im Bett hoch, Daria sinkt noch tiefer in den Schlaf – und in die Polsterung ihres Hundebettchens. Ich stehe auf und schaue, ob bei ihr auch wirklich alles ok ist, Daria folgt im Traum der Rehfährte, hechelt dabei wie wild und strampelt mit ihren Beinen in der Luft, als würde sie um ihr Leben rennen. Ein tiefer Seufzer, dann schnarcht sie noch lauter weiter.
Ich gehe wieder schlafen, schlafe aber nicht ein. Um vier Uhr früh mache ich Handstand im Bett (wenn der Rücken mitspielt), dann schaue ich erneut nach Daria, die im Schlaf schnaubt.
Sie macht auf ihrer Rehfährte offensichtlich gerade Handstandüberschlag (erstaunlich, dass ihr Rücken da mitspielt), denn sie vollführt akrobatische Zuckungen im Schlaf. Vielleicht stolpert sie im Traum über einen Baum.
Ich lege mich wieder hin und zähle Rehe. Dann schlafe ich ein. Im Traum läutet ein Wecker. Der Traum ist Wirklichkeit. Daria grunzt im Schlaf: „Dreh den ab, das ist deiner, nicht meiner!“ Dann schläft sie wieder ein.
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