Denk mal!

Denkmäler stehen oft nicht nur auf Sockeln, sondern auf den Zehen von Generationen von Menschen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Nichts ist in Stein gemeißelt, auch Statuen nicht. Der Sturz überlebensgroßer Männer bleibt oft länger im kollektiven Gedächtnis als der Sturz lebender Männer. Etwa jener der Dserschinski-Statue, 1991, des Gründers des sowjetrussischen Geheimdiensts. Oder der der Saddam-Hussein-Statue durch US-Marines, 2003.

Denkmäler sind Fragezeichen der Geschichte. Die ihnen zugrunde liegende Historie darf hinterfragt und neu beantwortet werden. Wenn dieser Tage in Virginia und Alabama, aber auch in Antwerpen und Bristol Denkmäler gestürzt werden, um dem Ende von Alltagsrassismus und der Ebenbürtigkeit aller Menschen zum Durchbruch zu verhelfen, hat das nicht nur Symbolcharakter.

Es zeigt, dass ein verstaubtes, vielfach verzerrtes Geschichtsbild die Gegenwart vergiftet. Und dass dessen steinerne Vertreter nicht nur auf ihren Sockeln, sondern auf den Zehen von Generationen von Menschen stehen. Wenn diese Menschen sich auf die Füße stellen, ist nicht nur die Zeit einiger Denkmäler abgelaufen.

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