Das Reisewarnungsroulette war vielleicht doch keine gute Idee
Lieber würde ich diesmal ja über Kurkuma schreiben, weil Kollegin Teufl dem Gewürz in dieser Ausgabe eine so wunderschöne Liebeserklärung geschrieben hat (Seite 8/9). Aber leider ist wieder etwas zum Thema Reisen zu sagen. Solange die Politik nicht aufhört, Reisewarnungen zu verteilen, als ob es sie gratis gäbe, muss man diese Warnungen hinterfragen.
Die Reisewarnungen als "Blödsinn"
Ich würde nicht so weit gehen wie der mittlerweile berühmte Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss. Der nannte die Reisewarnungen diese Woche einen „Blödsinn“ und präzisierte später sinngemäß: Wir müssen uns richtig verhalten, Abstand und so weiter, nationale Reisewarnungen würden da nichts bringen.
Auch die Betrachtung des Anteils an Reiserück- kehrern an den Infektionen macht einen da stutzig. Die sind mittlerweile tief einstellig, die Ansteckungen im Familien- und Freundeskreis liegen dagegen stabil über siebzig Prozent. Fast ist man geneigt zu sagen, dass das Reisen hier auszubaden hat, was bei Privatfeiern verbockt wird.
Die Gastronomie badet gleich mit aus, obwohl hier „auslöffeln“ besser passt: In Lokalen, wo man sich gediegen hinsetzt und isst, ob Restaurant oder Heuriger, registrieren wir kaum Fälle. Trotzdem werden überall am liebsten Reisen und das Ausgehen beschränkt. Weil es so leicht geht und so hübsch plakativ ist.
Wer hat damit angefangen?
Natürlich verhält sich nicht nur die heimische Politik so, aber sie war unter jenen, die damit angefangen haben. Die Geister, die man rief, geistern nun in ganz Europa, besonders in Deutschland. Der befürchtete Einbruch für den heimischen Tourismus ist daher gruselig, also wird man in Österreich demnächst wohl dazu übergehen, Reisewarnungen blöd zu finden. Hoffentlich machen da dann auch alle mit.
Es ist keine schlechte Idee, derzeit zu verreisen. Mit Abstand, mit Vernunft, mit etwas mehr Aufwand und bitte ohne Discobesuche. Dafür bekommt man eine Welt, die nie wieder so leer sein wird.
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