Therapeutische Messe

Lustvoller Ärger: Auch dafür gibt es Fußball
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

"Fußball ist als Messe zu feiern, an der nicht nur der Pfarrer teilnimmt, sondern auch alle Gläubigen, die sich im Stadion versammelt haben."

Der Kulturwissenschaftler Roman Horak ist ein Tiefgläubiger (und als Rapid-Fan auch mit besonderer Leidensfähigkeit ausgestattet, was ihn wiederum anfällig für das Religiöse macht). Im KURIER-Interview macht er sich Sorgen, dass Geisterspiele die Kultur des Fußballs beschädigen. Die einerseits aus dem Gemeinschaftserlebnis gebaut ist – und andererseits aus der Tatsache, dass der domestizierte Mensch beim Fußball auch einmal ein bisschen schlimm sein darf. Auf den Schiedsrichter zu schimpfen, habe etwas Therapeutisches.

„Mir geht ab, dass ich mich nicht über die Rapid ärgern kann“, sagt Horak. Vielleicht ist das die wichtigste Funktion von Fußball, vor allem in Österreich: Dass man sich lustvoll über etwas in Wahrheit nicht wirklich Wichtiges ärgern kann. Gerade in Zeiten wie jetzt.

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