1.000 ≠ 1.000

Warum es im März bei 1.000 aktiv Erkrankten einen Lockdown gab, jetzt aber nicht, ist leicht zu verstehen. Wenn man will.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Man muss nicht zwingend eine Null in Mathe sein, um die Welt so misszuinterpretieren, wie man sie gern sehen will. Aber es hilft. Nach dem Motto „Rechnen wir lieber mit dem Schlimmsten als mit dem Taschenrechner, es wird schon keiner nachrechnen“ geistert seit Montag folgende These durch mathematikferne Gehirne: Der österreichweite Lockdown ab 16. März muss eine reine Propagandamaßnahme der Regierung gewesen sein, denn sonst würde es jetzt auch einen geben. Als Begründung wird vorgerechnet, dass die Zahl aktuell Erkrankter am 16. März erstmals über 1.000 stieg, was auch diese Woche Montag der Fall war.

An alle, die sich jetzt mit dieser Theorie gegen die Regierung verschwören: Bis 1.000 zählen können heißt noch nicht, dass man mit Zahlen jonglieren kann.

Mitte März verdoppelte sich die Zahl der Erkrankten binnen vier, fünf Tagen; beim derzeitigen Anstieg würde sie sich in 150 bis 200 Tagen verdoppeln. Aber um zu kapieren, dass hier 1.000 nicht gleich 1.000 ist, müsste man etwas mehr als eine Null in Mathe sein.

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