Chaos de Luxe: Das Gulasch-Desaster
Der Mistelzweig, den meine Mutter unter Lebensgefahr von einem Baum gefegt hatte, sah inzwischen wie das Schleich-dich-du-Oarschloch-Jahr 2020 aus: Er hing graugrün und zerzaust über meinem Eingang. Und passte so perfekt zu meinem Gemütsmoll. Kürzlich bekam ich einen Weinkrampf, als mich folgende Unglückskette streifte: Ich hatte Lust zu kochen, was Bodenständiges, also Gulasch, inklusive 1,5 Kilo Zwiebelschneiden mit Skibrille. Ich wollte das Gulasch am Tag darauf einer Freundin auf dem Land bringen, wir dachten an Schnelltests als Amuse-Gueules, danach ein Outdoor-Essen unter Heizlampen zu schwerem Rotwein.
Nach der abendlichen Kochorgie kostete ich das Ding am nächsten Morgen, zu matt, also Salz. Der Deckel löste sich und der Inhalt des Streuers landete in dem f**** Gulasch. Ich goss mit Suppe auf, ich warf Weißbrot hinterher, ich kostete zigfach: sinnlos, nicht einmal die Würmer würden eine Braue heben. Ich schüttete es unter garstigen Flüchen ins Klo. Keine Prinzessinnen-Idee: Eine heillose Verstopfung war die Folge. Während ich das Malheur zu bekämpfen suchte, wurde mir auch aufgrund der salzigen Verzweiflungs-Proben so schlecht, dass ... egal, ich spare Ihnen die hässlichen Details. Ich wusste: Der Tag und ich, wir werden keine Freunde mehr. Um die Provokationslust dieses Sonntags niederzuhalten, verließ ich armseliges Gulaschkanönchen einfach das Bett nicht mehr.
Schrei ins Universum
Unter einem sicheren Federnwall brüllte ich ins Universum: „Schleich di, du Oarschloch!“ Und das Jahr schrie zurück: „Glaubst du, dass es mir wirklich Spaß macht, 2020 zu sein? Weißt du, was das für ein Gefühl ist, von allen, aber wirklich allen gehasst zu werden?“ – „Nicht mehr lange, du Schicksals-Schlampe!“, schoss ich zurück und dachte an den Physiker Georg Christoph Lichtenberg, der so Recht hatte, als er sagte: „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“
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