Chaos de Luxe: Etagenweise Schmusen mit dem Personal
Alles Gute und vor allem Gesundheit!“ Wenn ich solche Wünsche im Blüte-Leben zum Geburtstag bekam, fragte ich mich: „Sehe ich so krank aus? Außerdem: langweilig! Und warum wünscht mir niemand ein Bataillon versierter Liebhaber? Oder ein efeuumranktes Gutshaus in der Provence samt mürrischem Personal?“
Inzwischen bin ich etwas anders drauf. Was auch damit zu tun hat, dass sich die Themen bei den Telefonkonversationen seit einigen Jährchen nicht mehr darum drehen, ob der Pepi nicht zurückgerufen hat, weil er vielleicht mit einer anderen „geht“, und die Susi jetzt eine andere beste Freundin hat, sondern wir einander erstmal medizinischen Bulletins unserer Befindlichkeiten in Kurzreferaten zum Vortrag bringen: Reflux-Problematiken, Knie-Katastrophen, Rücken-Dramen. Kürzlich bekam ich von einem Arzt eine Diagnose, die, wie er sagte, „nicht so besonders“ war. Im Raum dieser Worte malte ich mir das Allerschlimmste aus. Ich googelte drauflos, erwarb mir ein medizinisches Cyber-Doktorat, was Schilddrüsen-Tralala betraf.
Ich lernte, dass bei solchen OPs auch der Stimmnerv verletzt werden könne. Ich war mir sicher, dass einige bösartige Seelen in einem solchen Fall Champagnerkorken knallen lassen würden. Aber für den Schreibnerv sah es wenigstens gefahrenlos aus. Die Sache ging gut aus. Ich hatte einen fantastischen Chirurgen, der mir noch im Aufwachdusel „Bilderbuch-OP“ zuflüsterte. Ich wollte im postoperativen Drogenrausch der Narkose etagenweise das Personal umarmen. Eine Woge von Freundes- und Familienliebe umspülte mich. Das Kind verhielt sich so sanft wie ein Zuchtlämmchen aus einem Eliteinternat. Vor lauter Euphorie tränkte ich in der Anstalt meinen Computer in Kräutertee (er siecht noch immer im Apple-Spital), aber angesichts der erfrischenden Umstände war es mir so herrlich egal. Und P hatte recht, wenn sie sagte: „Hände weg von Kräutertee! Das Getränk steht dir nun mal nicht.“
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