Chamäleon Grüner Veltliner

Die Flaschenpostlerin ist mit dem Grünen Veltliner sozialisiert, aber diese Rebsorte kennt so viele Spielarten, dass man sowieso immer wieder neu überrascht wird.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Erinnern wir uns: „Der Grüne Veltliner ist in Gefahr!“, schallte es im Herbst durch die Medienlandschaft. Der Klimawandel hat endlich ein Schreckensgespenst bekommen, das alle Österreicher betroffen macht. Wie die Gurkenkrümmung, das Salzstangerlverbot oder die Pommes-frites-Vorschrift – wenn’s ums Essen und Trinken geht, wird diesem Volk auf einen Schlag klar: Jetzt wird es ernst! Bald soll es den Grünen Veltliner – das Aushänge-Schild, die Paradesorte, nicht mehr so geben wie gewohnt. Wird es dem reschen, frischen Pfefferl zu heiß?

Mit dieser Begrifflichkeit konnte der Weinviertler Herbert Zillinger noch nie etwas anfangen: „Für mich strahlt guter Veltliner eine gewisse Ruhe, gleichzeitig Tiefgang und Druck aus. Das macht diese Sorte so schön und universell einsetzbar. Grüner Veltliner ist nie laut, sondern immer unterstreichend. Auch als Speisenbegleiter.“

Chamäleon Grüner Veltliner

Also ich stimme dem zu, und zwar nicht nur, weil ich mit Grünem Veltliner sozialisiert bin. Meine Heimat, das schöne Traisental, hat schließlich den größten Anteil dieser Rebsorte überhaupt. Der Grüne Veltliner ist natürlich nicht in Gefahr. Meine These: Die Weinstilistik hat sich schon immer verändert. Denn eine Vielzahl an Faktoren und Trends spielen eine Rolle auf dem Weg zum Wein. DIE Weinstilistik gibt es nicht, jeder Winzer hat seine eigene. Herbert Zillingers „Horizont“ 2018 zum Beispiel gibt sich weniger fruchtig als kompakt, rauchig und kräuterwürzig.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
Auf den Geschmack gekommen? Bei Anregungen und Feedback zu Wein und Weinkultur schreiben Sie der Kurier-Freizeit-Redaktion unter flaschenpost@kurier.at

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