Der Joghurtvorfall

Der Joghurtvorfall
Haushaltshilfe Daria bei der Arbeit. Die versaute Küche war im Nu wieder sauber.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Gestern früh geschah Folgendes: Ich hatte die kühne Idee, meinem Haferbrei ein paar Löffel Joghurt unterzurühren. Also öffnete ich die Kühlschranktür, griff zielsicher in die linke obere Ecke, in der der große Joghurtbecher steht, ging fix davon aus, dass dieser noch ungeöffnet sei, nahm ihn mit einer 180-Grad-Drehbewegung heraus und schüttelte ihn, so fest ich konnte. Der Deckel, der währenddessen nach unten zeigte, war aber bereits geöffnet. Die Folge: Eine Fontäne ergoss sich über die Küche und über mich. Alles war gleichmäßig mit Joghurt bedeckt.

Was tun? Die Hausfrau in mir kommandierte: „Fetzen, Kübel, Bodenreiniger, rasch!“ Die Buddhistin in mir sagte: „Chill! Die Lehre daraus lautet: Es ist nicht immer so, wie du denkst. Also hock dich hin und meditier darüber.“ Die Cholerikerin in mir schrie: „XCZII&ULGBGULZV!!!“ (Text nicht druckreif, Anm.). Die Raunzerin in mir jammerte: „Na geh, iiiimmmmer iiich!“ Und der Beagle in mir freute sich: „Jö, Schlaraffenland!“

„Daria, such!“

Also rief ich: „Daria!“ Das wäre aber gar nicht nötig gewesen. Die Hundeschnauze hatte längst den Braten gerochen – und war direkt hinter mir. Ich musste nur noch das Kommando "Such!" geben (zugegeben, ein dummer Befehl an jemanden , der eh schon mit vier Pfoten im Joghurt steht) – und Daria schleckte los.

Währenddessen stellte ich mich samt Hose unter die Dusche und beseitigte die gröbsten Spuren von Hosenbeinen und Füßen. Dann holte ich den Wischmopp. Daria fühlte sich gestört und verbellte den Wischer. Ich ließ sie weiterschlecken und dachte: „Noch eine Lehre: Stör nie deinen Hund beim Essen!“ Danach putzte ich dreimal den Boden und die Laden. Schließlich setzte ich mich erleichtert hin und betrachtete mein Werk.

Daria trat näher. Ich dachte, auch sie wollte mit mir staunen, wie rasch wir diese Sauerei ungeschehen gemacht hatten, doch sie hatte andere Pläne und fing an, zwischen meinen Zehen zu lecken. Ich vermutete eine Art Generalprobe für die österliche Fußwaschung und sagte: „Chill! Ostern ist erst in einer Woche.“

Dann allerdings sah ich, dass noch etwas Joghurt zwischen meinen Zehen klebte. Also lobte ich sie: „Guter Hund!“ – und ging erneut unter die Dusche. Diesmal ohne Hose.

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