Der Hund kann lesen!
Danke an alle Leserinnen und Leser für die herzlichen Wünsche zu Weihnachten und zum Neuen Jahr! Die Feiertage waren lang und ereignislos, weil die freie Zeit auch partyfreie Zeit war. Trotzdem waren sie zu kurz, weil Daria nie genug kriegen kann von Alle-kugeln-unterm-Christbaum-herum. Und weil es ihr gefällt, dass man „nur aus vier Gründen“ das Haus verlassen darf, solange einer davon Spazierengehen ist.
Kurz gesagt: Die Feiertage waren sehr gesund. Daria sorgte für ausreichend Bewegung an der frischen Luft und dafür, dass die Reste vom Weihnachtstruthahn eine Abnehmerin fanden, damit wir nicht zunahmen.
Der schönste Weihnachtsmoment für mich war übrigens der, als unser talentierter Hund wieder einmal unter Beweis stellte, dass er schneller lesen kann als seine alphabetisierten Mitbewohner.
Es war der späte Nachmittag des Heiligen Abends. Der Mann hatte den Baum, wie jedes Jahr, seit wir Daria haben, im oberen Bereichen geschmückt (und im unteren Drittel als Hundekratzbaum leer gelassen) sowie die Päckchen darunter verteilt. Der Sohn und ich bastelten in der Küche noch an den Truthahnbeilagen (von denen es mindestens zehn verschiedene geben muss, damit auch für ihn Weihnachten ist), als wir plötzlich verdächtige Geräusche aus der Richtung des Christbaums vernahmen.
Ich stürmte ins Wohnzimmer, um dem toten Baum gegebenenfalls das Leben zu retten. Da sah ich, dass Daria sich gar nicht, wie sonst, an den Ästen der neuen Zimmertanne eine Akupunktur-Massage gönnte, sondern mitten im Zimmer, hoch konzentriert, ein Päckchen aufriss. Ich rannte hin, entriss ihr das Geschenk und brüllte: „Nein!“ Sie warf mir verständnislosen Blick zu: „Was hast du? Es steht ,Daria’ drauf!“ Tatsächlich hatte sie unter fünf gleich aussehenden Päckchen in Goldpapier das gefunden, auf dem ihr Name stand. Dabei hatte ich den Inhalt diesmal dreifach eingewickelt, damit sie ihn nicht vorzeitig erriechen kann.
„Wieso packst du ausgerechnet die getrockneten Rinderstreifen aus? Es gibt auch andere Geschenke, auf denen ,Daria’ steht“, rief ich. Dann zeigte ich ihr eines: „Da hier sind kuschelige Hundehandtücher zum Abtrocknen für Regentage drin. Pack doch das aus!“ Sie schnupperte daran, verzog sich unter den Baum und kratzte sich verlegen an den Ästen.
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