1.000 schlechte Gründe

1.000 schlechte Gründe
Kein Gewurschtel bei Daria und Antonia. Knoten in den Leinen sind oft nur Knoten in der Kommunikation.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Heute müssen wir ausnahmsweise ein ernstes Wort reden: Wenn Sie gern mit Hund, aber ohne Leine in der Natur sind, sollten Sie dennoch allmählich die Leine hervorkramen.

Schon ab Mitte März (spätestens aber im April) gelten in einigen Gegenden Vorsichtsmaßnahmen aufgrund der Brut- und Setzzeit. Das bedeutet erhöhten Schutz für sich fortpflanzende Wildtiere, um zu verhindern, dass etwa trächtige Rehe durch den Wald gehetzt oder ihre Jungen gerissen werden. Im Grunde müsste das jedem Hundehalter einleuchten. Denn wer Tiere liebt, liebt nicht nur den eigenen Hund. Und wer Tiere nicht liebt, sollte keinen Hund haben.

Leinen einen

Ja, ich weiß, es gibt 1.000 gute (und weniger gute) Gründe gegen die Leine ...

Zum Beispiel, dass sich Leinen, vor allem lange Leinen, bei gemeinsamen Ausflügen verwurschteln. – Ganz ehrlich: Es geht. Wenn man will. Daria und ihre wuselnde junge Patchworkcousine Antonia haben es dieser Tage bei einer langen Wanderung bewiesen.

Oder dass sich manche Männer selbst an die Kandare genommen fühlen, wenn sie ihren Hund anleinen sollen. – Hat das tiefere psychologische Gründe? (Ein Bekannter hat mir einmal erzählt, dass er in Schweden aufwuchs und es damals dort üblich gewesen sei, Kleinkinder mit Brustgeschirr und Leine auszuführen, das habe ihm geschadet.)

Oder, wie mir eine Frau einmal unwirsch entgegenschleuderte, als ich mit Daria an der Leine unterwegs war und ihr unangeleinter Hund Daria attackierte: „Das Problem sind immer die Leut’ mit Leine!“ – Sagen wir so: Das Problem war, dass sich ihr Hund weder mit Lockrufen, noch mit Drohungen zurückrufen ließ. Aber die Frage ist natürlich, wo man die Ereigniskette abschneidet: Hätte mein Hund keine Leine gehabt, wäre nicht aufgefallen, dass ihrer nicht folgt.

Und so könnte ich die Aufzählung ewig fortsetzen. Oder aber sagen: Leinen tun nicht weh! Richtig eingesetzt – nicht als Zaumzeug oder Kandare, sondern als äußeres Zeichen der inneren Verbundenheit Mensch-Hund – sind sie das einende Element auf Spaziergängen. Und erst wer die Kunst der stets lockeren Leine beherrscht, sollte auf die unsichtbare Leine umsteigen (aber bitte nicht vor Mitte Juli, da endet die Setzzeit).

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