„Wichtig, Bildungs-Chancen zu nutzen“

Gruppenfoto der ausgezeichneten Absolvent_innen samt Ehrengästen, die Urkunden überreicht hatten
Auszeichnungen für Absolventinnen und Absolventen von Schulen und Studien durch die afghanische Community.

Ob schon mit vier oder elf Jahren oder noch viel später, beispielsweise erst vor viere Jahren, in Österreich gelandet, Bildung ist ihnen wichtig. Matura, Studium oder andere Abschlüsse – damit wollen sie nicht nur selbst ihren weiteren Lebensweg erfolgreich fortsetzen. Sie wollen auch als Vorbilder andere dazu motivieren, zu lernen, Bildung wichtig zu nehmen. Sie wollen aber nicht zuletzt anderen zeigen, es gäbe auch so viele positive Berichte über junge Menschen aus Afghanistan! Das ist Ziel der regelmäßigen Auszeichnungen von Absolvent_innen durch den Verein Igasus (Interessengemeinschaft der afghanischen SchülerInnen und Studierenden) gemeinsam mit dem Afghanischen Sport- und Kulturverein „Neuer Start“.

Der Kinder-KURIER konnte dieses Mal nicht dabei sein, weil gleichzeitig im Wiener Rathaus die Galanacht des Friedens stieg, führte aber vor der Feier einige Interviews mit Absolventinnen und Absolventen.

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Samira Hemati, die stellvertretend für die ausgezeichneten Absolvent_innen sprach

„In meinem Heimatsland sind Mädchen und Frauen im Bildungs- und Arbeitsbereich besonders benachteiligt, denn sie werden aus verschiedensten Gründen durch ihre Familien, radikale Gruppen und die Gesellschaft eingeschränkt und unterdrückt. Trotz dieser Hindernisse kämpfen viele von ihnen um ihre Rechte und setzten sich auch für andere Mädchen und Frauen ein“, sagte Samira Hemati am Redepult stellvertretend für rund eineinhalb Dutzend der zum vierten Mal veranstalteten Feier.

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Auszug aus der Rede von Samira Hemati - auf Deutsch und Dari

Erst seit vier Jahren hier

Sie selbst ist 21 und lebt erst seit vier Jahren in Österreich. Sie ist stolz auf sich, dass sie es in so kurzer Zeit geschafft hat, die Matura abzuschließen. Sie studiert seit Anfang Oktober 2019 Jus. Sie sagt im Gespräch mit Kinder-KURIER-Jungreporterin Najwa Hamdi (16), dass man mit Bildung den eigenen Weg bestimmen, das Leben verändern und die Zukunft bestimmen kann. Deshalb ist es umso wichtiger, dass so viele  aus der afghanischen Community Bildungsabschlüsse geschafft haben. Sie sieht sich als Vorbild für andere Menschen, es schaffen zu können.

„In vielen anderen Ländern ist Bildung für alle zugänglich, wie zum Beispiel hier in Österreich“, so die Rednerin. „Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass afghanische Mädchen und Frauen hier die Bildungs- und Berufschancen nutzen, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. Denn durch Bildung kann man vieles erreichen. Durch Bildung kann man sein Leben und seine Zukunft verändern. Durch Bildung kann man seinen Mitmenschen helfen. Durch Bildung kann man sich in einem anderen Land bestens integrieren“, so Hemati weiter. Übrigens, der Leitspruch von Igasus lautet: „Integration durch Bildung“.

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Hossein Fadai

Schon im Spezialisten-Job

Ein anderer der mit Lobesworten und einer Urkunde Asgezeichneten war schon vor Jahren im Kinder-KURIER vorgekommen. Damals hatte Hossein Fadai (23) gemeinsam mit Schulkollegen im Schulzentrum Ungargasse in einer Junior-Company ein mehrsprachiges Bilderbuch produziert: Gemeinsam im Team/Together in the Team/Mahan fi farik wahed. Über Alltagserlebnisse von Julia und Ali wollten dieser Band und der Vorgänger über den ersten Schultag anschaulich und durchaus auch humorvoll Integration fördern.

Nun hat Fadai seine Fachschule in der HTL Ungargasse abgeschlossen und arbeitet mittlerweile bei einer mittelkleinen/-großen Werkzeugbau-Firma. „Wir programmieren und fertigen Werkzeuge nach speziellem Bedarf“, erzählt er dem Kinder-KURIER. Vor allem sind es andere Unternehmen, die sich hier maßgeschneiderte Werkzeuge oder elektronische Bauteile anfertigen lassen. Dieses Unternehmen, in dem er blad nach Schulabschluss seinen Arbeitsplatz gefunden hat, muss dazu oft erst Spritzgussformen herstellen, mit denen dann die entsprechenden Teile gefertigt werden können. „Das ist schon oft eine Herausforderung, weil es dafür ja meist keine Vorbilder gibt, sondern wir das selber erst konstruieren müssen/dürfen.“

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Nadia Zirak

FH-Studium nach der Matura

Die 19-jährige Nadia Zirak studiert nun nach ihrer Matura im Frühjahr am Brigittenauer Gymnasium Gesundheits- und Krankenpflege. Im Gymnasium hatte sie sich für den naturwissenschaftlichen Zweig entschieden und sich vor allem für Biologie interessiert. In ihrer VWA (vorwissenschaftliche Arbeit) beschäftigte sie sich mit genetischen Manipulationstechniken und da vor allem der sogenannten Gen-Schere Crisper.

„Aber schon seit ich 14 bin, hab ich mich für Gesundheits- und Krankenpflege interessiert.“ Das sechs-semestrige Bachelor-Studium an der Fachhochschule gefällt ihr sehr. „Hier interessiert mich jedes Fach. Das war in der Schule ja nicht so.“

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Hassan Amadi

Fertiger Master

Hassan Amadi ist 28 Jahre alt und seit elf Jahren in Österreich. Er hat ein Master-Studium in industrielle Elektronik geschlossen. Er sagt: „Jeder Mensch, egal im welchem Alter, braucht die Unterstützung und Aufmerksamkeit von den anderen am Anfang seines Bildungsweges. Es gibt nichts Unmögliches.“ Studieren war ein Traum von ihm und er ist umso glücklicher, dass er seinen Traum erfüllt hat.

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Simin Alavi

Pharmazie-Studium

Simin Alavi ist derzeit im vierten Semester ihres Bachelor-Studiums der Pharmazie. „Es geht bei mir ganz so schnell weiter, weil ich dazwischen immer wieder arbeite – als Dolmetscherin für das Bundes-Verwaltungsgericht, als Beraterin bei der Frauen-Helpline“, entschuldigt sie sich fast im Gespräch mit dem Kinder-KURIER, dass sie noch nicht Absolventin ist. Maturiert hat sie im Simmeringer Gymnasium Geringergasse. Leicht hatte sie’s nicht, als sie, die mit elf Jahren hergekommen ist, im Gymnasium auftauchte. „Was machst du denn da?!“ sei die Begrüßung einer Lehrperson gewesen, die alles andere als ein Willkommen war. „ich bin traurig nach Hause gegangen, hab mir dann aber gedacht, denen zeig ich’s!“

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Fozia Mirzahi

Chancen nutzen

Fozia Mirzahi ist ein junge Frau, die mit 8 Jahren von Afghanistan nach Österreich gekommen ist. Sie interessiert sich für Medizin und möchte in diesem Bereich auch ihren beruflichen Weg einschlagen. Ihr ist wichtig, dass man sich integriert, da man in Österreich die Chance bekommt in die Schule zu gehen. Viele Frauen in Afghanistan bekommen diese Chance nicht.

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Saida Rezai

Positive Zeichen

Im BORG 3 Landstraßer-Hauptstraße hat die 19-jährige Saida Rezai maturiert wo sie auch Klavier spielen gelernt, sich aber auch so für Naturwissenschaften interessiert hat, dass sie an Chemie-Olympiaden teilgenommen hat. So nebenbei hat sie Nachhilfe in Deutsch gegeben und im Schnitt fünf Stunden wöchentlich gearbeitet, „ich hab die Buchhaltung bei Start-Stipendien gemacht“.

Nun studiert sie Lebensmittel- und Biotechnologie an der BoKu (Universität für Bodenkultur).

Sie findet die Absolvent_innen-Feier wichtig als „Zeichen dafür wie wichtig Bildung für einen eigenständigen und selbstständigen Weg ist. In Afghanistan ist das gerade für Mädchen leider nicht so. Auch viele Eltern haben dort keine Schule besucht. Ich bin in der 2. Klasse Volksschule nach Österreich gekommen und bin in der Schule sehr unterstützt worden. Die Feier ist aber auch wichtig, um nach außen Zeichen zu setzen, weil ja fast immer nur negative Berichte über Afghanen erscheinen. Dies hier ist doch eindeutig was positives!“

So sehen wir das auch;)

Follow@kikuheinz

Mitarbeit: Najwa Hamdi, 16

https://www.igasus.org/

http://neuerstart.at
(vorläufig nur auf Dari)

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Samira Hemati im Gespräch mit KiKu-Jungreporterin Najwa Hamdi

Zwei Fotostrecken von der Feier...

... bei der u.a. die Botschafterin Afghanistans in ÖsterreichKhokesta Fana Ebrahimkhel, und die frisch angelobte Neu-Abgeordnete der Grünen, Sibylle Hamann, Urkunden überreichten.

Moderiert wurde die Feier von Zeba Nazari (Jus-Studentin an der Universität Wien) und Mohammad Mohammadi (Wirtschaftsstudent an der Wirtschaftsuniversität Wien).

Für Kultur auf der Bühne sorgten die Musiker Ustad Zubair Bakhtiar und Wahid Kamran mit ihren Instrumenten Rubab und Tabla.

Fotos (1) made by Murtaza Elham und Habib Nazari (2).

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„Wichtig, Bildungs-Chancen zu nutzen“

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