Wenn der Wolf dann doch nicht vegan is(s)t

Wenn der Wolf dann doch nicht vegan is(s)t
„Das Rotkäppchen und der gar nicht so böse Wolf“ im Wiener Wuk (Werkstätten- und Kulturhaus).

In vielen Märchen wird dem Wolf die A… karte als DEM Bösen schlechthin zugeschrieben. So manche Versionen vergangener Jahre versuchte Rolle dieses Tieres aus der Klischee-Ecke herauszuholen. Vor allem sei da „Grimm! - Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“ (Text: Peter Lund, Musik: Thomas Zaufke) genannt. Derzeit gibt es im Wiener WuK (Werkstätten- und Kulturhaus) auch einen recht bemühten Versuch: „Das Rotkäppchen und der gar nicht so böse Wolf“ der Gruppe Theater Zeppelin (Konzept & Regie: Yvonne Zahn, Text: Stephan Lack).

In dem rund einstündigen Stück mit viel Musik bzw. wunderbaren Geräuschen über Musikinstrumente tritt Rotkäppchen anfangs als Tänzerin ohne Worte und der Wolf tollpatschig in Erscheinung. Danach wird er galant – „ein wohlerzogener Wolf von Welt“, sammelt sogar den Plastikmist, der zwischen den stilisierten Bäumen liegt und auf diesen hängt ein und stellt sich als vegan vor. Obendrein scheint er Pollenallergiker zu sein – und das sogar bei den abgeschnittenen Plastikblumen.

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Knurrende Gitarre

Allerdings knurrt sein Magen fürchterlich – hörbar durch krasses Gitarrenspiel samt Verzerrung und Loops.  Und so macht er sich doch auf zum Haus der Großmutter, verschlingt sie. Aber er verschont das Rotkäppchen, das in der Zwischenzeit auch schon sprechen kann und speibt sogar die Oma wieder – im Ganzen aus. Davor hat Rotkäppchen so manche erwachsenen „Weisheiten“ aufs Korn genommen. Einerseits wird ihr häufig erstaunt gesagt: „Ach, wie groß du schon geworden bist“ um ihr postwendend zu bescheiden: „Dafür bist du noch zu klein!“ Ihre Antwort: „Man ist so groß, wie man sich fühlt!“ Und so setzt nun sie sich an die Gitarre um zu musizieren.

Ein bisschen werden noch Versatzstücke anderer Märchen in diese Aufführung gemixt – so klingt Schneewittchen und die sieben Zwerge an – inklusive Anklage der Dienerinnenrolle für die kleinen Männer. Der Jäger aus dem Rotkäppchen-Märchen kommt in Form des Liedes „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ zu Ehren.

Auch wenn der Wolf draufkommt und bekannt, doch nicht vegan zu sein und ankündigt, später bei den „3 kleinen Schweinchen“ (Märchen von Joseph Jacobs) zum Essen eingeladen zu sein, outet er das wilde Tier, das aber jede und jeder in sich trägt. Das singt er sich von der Seele – bald stimmt das kleine Ensemble mit ein und einige im Publikum lassen sich von dem Fast-Ohrwurm anstecken: „Das wilde Tier in dir kann man nicht zähmen … es schreit nach Beachtung und sehnt sich nach Applaus“. Also doch zähmbar – wie manch andere Widersprüche in diesem aus so manch schönen Puzzlesteinen eher wild zusammengefügten Märchenstück, das mit einer dramaturgischen Betrachtung von außen zu einem Gesamtbild werden könnte.

Wenn der Wolf dann doch nicht vegan is(s)t

Das Rotkäppchen und der gar nicht so böse Wolf
Ein „Stück Märchen“ mit Schauspiel, Tanz und Live-Musik (Popularmusik)
Theater Zeppelin
Ab 6 Jahren, ca. eine Stunde

Konzept / Regie: Yvonne Zahn
Text: Stephan Lack
Darsteller_innen: Juliett Zuza, Ella Köck-Zahn, Jan Walter, Wolfgang Köck
(Live-) Musik /Komposition: Wolfgang Köck, DJ Zuzee

Bühne: Nora Pierer
Kostüme: Elke Tscheliesnig

Wann & wo?
Bis 7. März 2020
WuK (Werkstätten- und Kulturhaus): 1090, Währinger Straße 59
Telefon: (01) 401 21-0
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