Wände der Friedensküche sind nun Gemäldegalerie

Hamid Baghban mit Werken von ihm
Künstler aus dem Iran lebt seit einigen Jahren in Österreich, malt unterschiedlichst und gewann schon als Jugendlicher Bewerbe.

Üppige Blumen- und Landschaftsbilder, aber genauso knallbunte aus Tausenden geschwungenen Strichen „komponierte“ Pfaue und andere symbolträchtige Gemälde, ein lebensgroßer mosaikartiger Baum und Modeentwürfe aus Stoffteilen, aber auch fast ins Abstrakte übergehende Arbeiten – solche, dicht gehängten Kunstwerke machen das Lokal internationaler Küche, die Peace Kitchen, in der Wiener Pilgramgasse wieder einmal zu einer Galerie.

Die „Friedensküche“, das in Bälde ihren ersten Geburtstag feiert, versteht sich von Anfang an als Ort, wo übers gemeinsame Essen und Trinken aus verschiedenen Weltgegenden gleichzeitig mit der kulinarischen auch kulturelle Begegnungen zwischen Orient und Okzident stattfinden. Regelmäßig finden Kulturveranstaltungen etwa kleine Konzerte statt. An den Wänden, von denen Teile von einem Künstler mit orientalischen Motiven bemalt worden sind, hängen auch immer wieder Fotos. Aber so dicht behängt wie jetzt, war die Galerie noch nie.

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Der Künstler vor einem Teil der Galerie im Lokal Peace Kitchen

Künstler anzutreffen

Und: Hin und wieder ist sogar der Schöpfer der Bilder im Lokal anwesend: Hamid Baghban. Der fast 62-Jährige wurde im iranischen Maschhad (zweitgrößte Stadt des Iran, mehr als drei Millionen Einwohner_innen) geboren. Wie wahrscheinlich (fast) alle Kinder zeichnete er gerne, aber schon als Jugendlicher so gut, dass er zwei Mal Jugend-Wettbewerbe mit seinen Bildern gewann.

Er studierte Malerei, unterrichtete schon während des Studiums Kinder und Jugendliche einer Kunstschule, wurde als „bester Maler der Teheraner Universität“ ausgezeichnet, stellte vielfach in seiner ersten Heimat aus, studierte weiter – seine eigentliche Leidenschaft Modedesign.

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Der Künstler zeichnet für den Kinder-KURIER auf einem Blatt Papier im Lokal aus der Erinnerung eine Skizze seiner ersten ausgezeichneten Zeichnungen

Mit 16. erstmals Preis gewonnen

Im Gespräch mit dem Kinder-KURIER erinnert sich der Künstler, der seit ungefähr viereinhalb Jahren in Österreich lebt, an seine Zeichnungen mit denen er den ersten Bewerb gewonnen hat. Da war er 16 Jahre. „Für den Bewerb waren Illustrationen zu Tiergeschichten, vor allem Fabeln, gefragt – und das in jeweils vier Bildern - wie in einer Art Comic. Es gibt bei uns eine Jahrhunderte alte Geschichten von zwei Vögeln, die an einem Seil oder einem Stock eine Schildkröte über den Fluss tragen. Dafür beißt sich die Schildkröte in der Mitte des Seils/Stocks fest, die beiden Vögel nehmen je eines der Enden in ihren Schnabel und so fliegen sie. Das funktioniert aber nur, wenn die Schildkröte die ganze Zeit den Mund nicht aufmacht, sonst … Und das ist die Botschaft der Geschichte: Manchmal ist es nötig zu schweigen!“ Diese Zeichnungen fertigte Baghban mit Buntstiften an, ansonsten malt er oft mit Acryl-, aber noch lieber mit Aquarellfarben

Dass er auch im Jahr drauf den Jugendbewerb von Maschhad gewonnen hat, „war dann schon eine Motivation, nach der Schule Malerei zu studieren“.

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Bei der Vernissage wurde auch ausgelassen getanzt

Auch Mode- und Möbel-Design

Während dieses Studiums entdeckte er seine Liebe zu Modedesign, studierte auch das noch. „Da ging es nicht nur ums Entwerfen, sondern wir sollten unsere Designs auch selber in Stoff umsetzen. So erlernte Baghban auch die Schneiderei. Und Tischlern, „weil ich dann noch begonnen habe, Möbel zu designen“. All die Studien und Ausbildungen absolvierte er in der Hauptstadt Teheran, um anschließend das auch zu seinem Beruf oder vielmehr gleichzeitigen Berufen zu machen.

Und obendrein unterrichtete der Künstler Schüler_innen und Studierende. „Aber für Künstler und Künstlerinnen ist die Lage im Iran nicht gerade einfache, deswegen verließ er das Land und kam nach Österreich, wo schon Freunde von ihm seit sehr langer Zeit leben und arbeiten.

Auf einem Bild ist der Unterteil seines Gesichts mit dem doch charakteristischen Bart zu sehen – das nach oben hin sich auflöst in einem Wolkengebilde. „Einerseits soll es zeigen, wie Ideen in den Himmel wachsen. Andererseits war das die Zeit, als ich viel Stress hatte, weil ich voll nervös warten musste bis ich dann doch endlich einen Reisepass bekommen habe.“

Übrigens: Natürlich können Bilder des Künstlers auch im Lokal erworben werden, um die eine oder andere Wand zu Hause oder im Büro zu schmücken.

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Peace Kitchen

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Die Peace kitchen vereint kulinarische und kulturelle Genüsse

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