Kinder lassen sich eher von der Musik treiben

Conny Kreuter
Interview mit Dancing-Star Conny Kreuter, Medienprofi und Profitänzerin über ihre Trainings mit Kindern.

Warum bietest du zusätzlich zu deinem professionellen Tanzen hier Trainings mit Kindern an?
Tanztrainings mit Kindern machen besonders viel Spaß. Die Kinder fragen nicht viel, die machen einfach. Kaum hören sie Musik, beginnen sie sich schon zu bewegen. Von allein. Das gibt mir selber so viel Freude. Es ist das schönste für mich, Kinder zu unterrichten.

Das heißt bei Erwachsenen, zum Beispiel bei Dancing Stars, ist das nicht so?
Beim Schotti (Michael Schottenberg, ehemaliger Direktor des Volkstheaters und derzeit als Promi Tanzpartner von Conny Kreuter in der Dancing-Stars-Staffel) muss ich sagen: Der ist Kind geblieben, das haben nicht alle Erwachsenen.

Oft ist es bei Erwachsenen so, dass sie die Dinge zerdenken. Bei den Kindern ist es oft so, dass es ihnen nicht so wichtig ist, dass der Schritt jetzt so komplett richtig ist. Die lernen mit jeder Bewegung. Irgendwann sind sie dann am Ziel. Die sind ein bissi geduldiger mit sich als die Erwachsenen.

Die Kinder lassen sich mehr von der Musik treiben und anstecken und haben so eine Freude an der Bewegung. Sie wollen schwitzen und springen, dass sie gar nicht so sehr nachdenken, welcher Fuß kommt jetzt wann wohin... Dadurch flutscht das bei denen einfach mehr.

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Wie und wann hast du mit Tanzen begonnen?
Meine Tanzkarriere hat begonnen, als ich stehen  konnte. Da hab ich mich an der Heizung angehalten und hab zu jeder Musik den typischen Baby-Popp-Bounce gemacht. Dann hat - als ich vier war, meine Kindergärtnerin zu einem Turnier geladen, wo wir zuschauen konnten. Da hab ich die Leidenschaft entdeckt. Da hab ich die Strassteine gesammelt und die Federn und hab zu meiner Mama gesagt: „Du, irgendwann bin ich auch Tänzerin.“
Das hat nicht so schnell geklappt. Ich war zuerst ein Jahr in Ballett. Das war nach einem Jahr nicht mehr so spannend. Ich hab dann sehr lange nichts gemacht und mit 19 hab ich mir dann den Traum erfüllt. Also vor 14 Jahren hab ich angefangen. Und es ist  nie zu spät, anzufangen.

War Ballett für dich mit vier Jahren nicht eher eine Qual?
Also mit vier Jahren hat mir Ballett schon Freude gemacht, aber es ist vom Unterrichten her sehr streng und sehr diszipliniert. Man darf nicht reden, man darf nicht springen. Das hat mir nicht so gut gefallen, deswegen hab ich’s dann auch gelassen.

Wie kam’s dann 15 Jahre später zur Tanz-Fortsetzung?
Ich hab dazwischen eine Karriere als Profischwimmerin gemacht. Das hat mich ausgelastet, das war für meine Eltern finanzierbar. Es war möglich, weil’s in der Nähe war. Und mit 19 hab ich dann aufgehört und durch die Tanzschule zu meiner Bestimmung gefunden.

Warum hast du da mit Schwimmen aufgehört?
Weil ich dann in der Pubertät war und mir gedacht hab, neun Mal in der Woche Training und jedes Wochenende ein Wettkampf, das war mir dann einfach zu viel und ich wollt ein bisschen Freizeit haben. Aber ich misse die Zeit überhaupt nicht, weil mein gesamter Körper so gut trainiert ist, dass mich das fürs Tanzen perfekt vorbereitet hat.

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Aber beim Tanzsport kommst du ja auch nicht auf viel weniger als 9 Mal Training, oder?
Ich hab schnell gemerkt, dass Partys mich langweilen, deswegen bin ich sehr schnell zum Turniersport gekommen, weil’s mich fasziniert hat - die Bewegungen, und weil ich das extrem schön finde, mit einem Partner gemeinsam zu tanzen.

Das heißt, da waren dann die vielen Trainings nicht so störend?
Das Spannende am Tanzen ist, dass sobald die Musik läuft und du deinen Partner an der Hand hast, du mit ihm mit der Musik gemeinsam schwebst. Es ist wie ein Flow-Gefühl. Das gibt so Endorphine im Körper, du hast Gänsehaut, und du schwebst dahin und auf einmal ist der Tanz aus und du hast zwei Minuten getanzt, hast 1000e Kalorien verbrannt, und es fällt dir nicht mal auf, weil du so in der Musik drinnen bist. In der Freude und dann sind neun Mal auch kein Problem.

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Die Frage drängt sich angesichts der aufgetauchten Missstände, die aus der Staatsoper öffentlich geworden sind auf, mangelnde pädagogische Ausbildung im Tanzunterricht, wie stehst du dazu?
Das ist so tragisch, weil Kinder haben so viel Freude. Und die kaputt zu machen durch Verletzungen das ist mir unbegreiflich. Es ist auch nicht notwendig, weil Kinder verstehen sehr gut, wenn man ihnen klar macht, was zu tun ist, und warum etwas wie zu tun ist. Und sexuelle Belästigung ist überhaupt tabu. Im Gegenteil beim Tanzen kommt man einander näher, man lernt sich kennen, man lernt den Partner kennen und auch respektieren!

Bei uns ist immer eine herzliche Atmosphäre, wir sind wie eine kleine Familie. Die Kinder kommen her, wir tratschen, was hat sich getan, wir sprechen über neue Musikwünsche, die die Kinder haben. Das ist für mich tanzen - miteinander, und Spaß an der Musik!

Und die Frage nach der (fehlenden) pädagogischen Ausbildung?
Das ist schwierig beantworten. Nicht Ausbildung per macht dich zu einem guten Trainer/einer guten Trainerin. Es gibt gute Trainer, die sehr kinderaffin sind, ohne eine Ausbildung und pädagogisch Ausgebildete, die keine Herzlichkeit haben.

Aber natürlich bringt dir eine pädagogische Ausbildung handwerkliche Tools, wie du mit Kindern umgehst. Wir hier fragen Kinder, was sie gerne machen wollen, weil nur wenn’s ihnen Freude macht, bringt’s was. Für mich mach ich die Trainings nicht, sondern nur für die Kinder. Sie haben hier Mitspracherecht.

Mir ist immer ganz wichtig, dass sie sich bewegen und schreien dürfen, Energie loswerden, weil dann können wir auch konzentriert arbeiten. Und wir arbeiten viel mit Bildern. So stehen wir nicht gerade sondern wie eine Giraffe mit langem Hals. Die Schultern sind nicht tief gedrückt, sondern hängen wie nasse Wäsche. Ich bin aber draufgekommen, auch bei Erwachsenen funktioniert das gut.

Miteinander arbeiten und viel Spaß haben - das ist unsere Herangehensweise.

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