Junior Diversity Day in Wiener HAK: Erfolg wegen Migrationsbiographien

Das Wiener Team mit vielen Sprachen und Kulturen samt bunten Junior-Diversity-Day-Luftballonen.
Zum fünften Mal – erstmals natürlich nur online – organisierten Jugendliche einen Projekttag, an dem zu hören war, wie Vielfalt Gewinn für alle bringt.

Eine eigene Spedition, die mit 105 Mitarbeiter_innen in sechs Ländern tätig ist (Unit Cargo), ein Start-Up, das Roboter in einem Baukastensystem für den Bildungsbereich entwickelte (Robo Wunderkind) und Unternehmen, das bunte, kreative, individuelle Mode-Accessoires schafft, die gleichzeitig eine Botschaft verbreiten (Younited Cultures) – die Gründer_innen dieser drei Unternehmen Davor Sertić, Anna Iarotska und Andra Weiss schilderten ihre Bildungs- und Lebenswege. Außerdem beantworteten sie in dem rund ¼-stündigen Video jeweils die Frage, ob Migrationshintergrund für sie ein Nachteil (gewesen) sei. Im internationalen Geschäft nur ein Vorteil – da zählt Sprachenvielfalt und was du kannst und nicht woher du kommst. Mehr oder minder übereinstimmend die Statements der drei erfolgreichen Entrepreneurs.

Schon in diesem einleitenden Video waren Erfolgsgeschichten zu sehen und hören. Gemeinsamkeit dieser Unternehmer_innen: Migrationsbiographie – aus Ex-Jugoslawien, der Ukraine und Rumämien. Sie alle waren über ein Video zu sehen und hören. Dies war der inhaltliche Start des 5. Junior-Diversity-Days (JDD) an der privaten Handelsakademie Hamerlingplatz, (Wien-Josefstadt; Vienna Business School), ein „Herzensprojekt von mir“, schreib Direktorin Monika Hodoschek im Chat der nicht ganz dreistündigen Online-Video-Konferenz. (Die ist übrigens in voller Länge nachzusehen – siehe Infos weiter unten).

Drei Porträts von lächelnden Personen vor unterschiedlichen Hintergründen.

Peter Rieder, Ali Mahlodji, Mireille Ngosso

Diversity als Erfolgsrezept

Die Vielfalt – als Erfolgsrezept – strahlten erst recht die teils schon berühmten Keynote-Speaker_innen aus: Der Super-Motivator, Vernetze und Positiv-Geschichten-Erzähler Ali Mahlodji, einst stotternder Schulabbrecher oder die Ärztin, Kommunalpolitikerin und Black-Lives-Matter-Aktivistin Mireille Ngosso, die aber noch immer rassistische Diskriminierungserfahrungen sammeln muss.

„Es geht um Diversity, genauer gesagt um die Ethnie. Wir sind häufig mit Schlagzeilen konfrontiert, die zeigen, wie dieses Thema die Gesellschaft spaltet“, leitete Ko-Moderatorin Iva Andjić, den Event ein, den sie und ihre vier Kolleg_innen als Art TV-Sendung gestaltet hatten. Es war das Highlight ihrer Diplomarbeit im Zweig Eventmanagement. Jede und jeder des Teams – neben der schon genannten noch Noliana Starevici, Sara Jaro, Sarah Vogel (Projektleiterin) und Mete Kulu, Ko-Moderator der Online-Veranstaltung.

Mit an Bord auch bereits zum fünften Mal – die Veranstaltung ist jedes Mal der stets höchst gelungene praktische Abschluss der jeweiligen Diplomarbeiten – Ina Pfneiszl (Diversity & CSR Managerin), die den Sponsor und Miterfinder des JDD, Simacek Facility Management, vertritt – und damit für 8000 Mitarbeiter_innen aus aller Herren und Frauen Länder.

Bunte Gummihandschuhe stehen als Symbol für Vielfalt auf einem Sockel mit der Aufschrift „Junior Diversity Day 2021“.

Eine Gruppe junger Leute posiert vor einem Banner mit der Aufschrift „Diversity Concert“.

Zwei Frauen tauschen in einem Klassenzimmer Granatapfel-Rote-Bete-Shots aus.

Eine Skulptur zum „Junior Diversity Day 2021“ mit bunten Händen und Weltkugel-Motiven.

Zwei Frauen mit Gesichtsmasken tauschen Granatapfel-Rote-Bete-Shots aus.

Unbewusste Schubladen

In dem Online-Event – aber auch bei den vier vorangegangenen analog-live stattgefundenen Junior Diversity Days – war eine total positive Stimmung zu sehen, hören und miterleben, dass Mehrsprachigkeit, Vielfalt – ob Herkunft, Geschlecht oder was auch immer – ein Vorteil ist, sowohl für die Betreffenden als auch für die Gesellschaft, Wirtschaft, Bildung, Unternehmen usw. Dass dies nicht immer so ist, verspüren (nicht nur) Schülerinnen und Schüler immer wieder.

Neben bewusster Diskriminierung und Rassismus hängt das auch mit „unbewussten Vorannahmen“ zusammen. Darauf stieß ein weiterer Keynote-Speaker, Peter Rieder der Unternehmensberatung „Diversity Campus“ mit so manchen Gedankenspielen hin. Er schilderte etwa kurze Situationen, um nachher Fragen zu stellen, die jede und jeder für sich beantworten sollten, beispielsweise „welche Hautfarbe hatte für sie der Flugkapitän? War die Hotelleitung ein Mann oder eine Frau? Wen haben Sie sich unter dem Hochzeitspaar vorgestellt? Oder er blendete die Fotos zweier Männer ein – wen finden sie sympathischer? Wen würden sie treffen wollen? Mit dem dann doch überraschenden Ergebnis, dass der freundlich Lächelnde der Serienvergewaltiger und –mörder Ted Bundy war und der eher abwesend, fast überheblich schauende ältere Herr Nicholas Winton war, der der kurz vor dem Zweiten Weltkriegs 669 meist deutschstämmigen tschechoslowakische Kindern jüdischen Glaubens oder jüdischer Herkunft vor dem Holocaust rettete.

Zwei Personen mit Masken halten einen bunten Ballonstrauß.

Eine Frau mit Brille bläst einen grünen Ballon auf und zeigt das Victory-Zeichen.

Eine junge Frau bindet bunte Luftballons zusammen.

Eine Frau mit Maske bindet bunte Luftballons zusammen.

Eine junge Frau mit Maske hält einen bunten Ballonstrauß in einem Raum.

Eine Frau mit Maske hält Luftballons vor einer Tafel mit der Aufschrift „5th JDD“.

Zwei Frauen spielen mit einem grünen Luftballon in einem Raum mit Ballons und Bannern.

Eine Frau bläst einen rosa Ballon auf.

Eine Gruppe junger Leute macht ein Selfie mit Luftballons in einem Klassenzimmer.

Eine Gruppe junger Leute macht ein Selfie mit Luftballons.

Eine Frau bläst einen rosa Ballon auf.

Eine junge Frau bläst einen orangefarbenen Ballon auf.

Eine Frau mit Maske steht vor einer Tafel mit der Aufschrift „5th JDD – Human is our ethnicity“.

Eine Tafel mit der Aufschrift „5th JDD“ und Luftballons bei einer Veranstaltung zum Junior Diversity Day.

Eine junge Frau bindet orangefarbene und blaue Luftballons zusammen.

Eine Frau mit Maske arrangiert Luftballons vor Bannern des „Junior Diversity Day“.

Eine Gruppe junger Leute macht ein Selfie mit Luftballons und Gesichtsmasken.

Frauen spielen mit Luftballons bei einer Veranstaltung zum „Junior Diversity Day“.

Eine Frau mit Brille bläst einen grünen Ballon auf und zeigt ein Victory-Zeichen.

Zwei Tafeln mit der Aufschrift „Human is our Ethnicity“ und Willkommensgrüßen in verschiedenen Sprachen, umgeben von Luftballons.

Eine Gruppe von Personen mit Luftballons an einem Tisch in einem Raum.

Eine Gruppe junger Leute macht ein Selfie mit Luftballons.

Zwei Frauen spielen mit einem grünen Luftballon in einem Raum mit „Junior Diversity Day“-Bannern.

Eigene Wege suchen und gehen

So wo Ali Mahlodji den rund 120 Jugendlichen Mut zum Durchstarten und Stolz auf ihre Vielfalt vermittelte, so machte Rieder mit seinen Beispielen Mut zum immer und immer wieder Überdenken eigener Handlugen und Haltungen. Mireille Ngosso konnte leider nicht live online sein, hatte aber ein voraufgezeichnetes Video geschickt. Sie steht dafür, selbst aus sehr ungünstigen Startbedingungen – Flüchtlingslager Traiskirchen und nach Schulabbruch mit 16 - später einen weiteren Bildungsweg eingeschlagen zu haben: Neben Jobs tagsüber machte sie die Abendmatura, dann in London eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin und später in Wien das Medizinstudium. Seit vier Jahren arbeitet sie als Ärztin in einem Wiener Krankenhaus.

Eine weitere Message nicht nur dieses Trios, sondern auch der erfolgreichen eingangs zitierten Unternehmer_innen: Den eigenen Weg suchen, finden und ihn – auch gegen Widerstände – gehen. Und dieser Weg sollte zu Tätigkeiten führen, die Spaß machen, für die das eigene Herz brennt.

Vielfältig wie die Gäste, sind auch die Mitglieder des schon erwähnten Teams, das den ganzen JDD organisiert hatte. 150 Stunden soll/muss jede und jeder für die Diplomarbeit aufwenden. Ein Ausmaß, dass alle fünf weieieiet überschritten haben. Das Schwierigste – so eine Frage im Online-Chat – sei gewesen aus der Vielzahl von Einfällen ein gemeinsames Konzept für die Veranstaltung, die ja sozusagen die Praxisprüfung ist, zu erarbeiten. Das beginnt beim Motto und geht über die jedes Jahr individuelle Umsetzung des Logos bis hin zur Auswahl der (Studio-)Gäste und zum Checken, wer überhaupt Zeit, Lust und Laune hat.

Zwei Personen mit Masken sitzen an einem Tisch vor einem „Junior Diversity Day“-Banner.

Eine Frau nimmt an einer Online-Veranstaltung mit Laptop in einem Klassenzimmer teil.

Zwei Personen mit Masken sitzen an einem Tisch beim „Junior Diversity Day 2021“.

Eine Person mit Maske nimmt an einer Videokonferenz auf einem Laptop teil.

Zwei Personen mit Masken sitzen an einem Tisch beim „Junior Diversity Day“.

Eine Frau nimmt an einer Online-Veranstaltung in einem mit Tischen und Stühlen gefüllten Raum teil.

Eine Frau mit Maske fotografiert mit einem Handy einen Laptop mit Videokonferenz.

Eine Person verfolgt eine Online-Übertragung des „Junior Diversity Day“ auf ihrem Smartphone.

Eine Frau filmt mit ihrem Handy eine Veranstaltung zum Thema Diversität.

Test

Die fünf Schüler_innen verrieten am Tag vor dem Event bei der Probe dem Kinder-KURIER live und analog im altehrwürdigen, holzvertäfelten Festsaal dieser VBS – und jener der gleich angrenzenden Schönborngasse – verriet, schon in einer frühen Phase ein Hybrid-Event geplant und gar nicht darauf vertraut zu haben, dass Ende Jänner schon wieder reale, Live-Veranstaltungen stattfinden können. Also die Teilnehmer_innen – rund 120 Schüler_innen – und die Gäste online, Moderation und Organisation direkt im Festsaal. Trotzdem gab es – das konnte der KiKu miterleben – heftiges Tüfteln, Kamera ab- und wieder anstecken, aus dem gemeinsamen Online-Raum aus und wieder einsteigen. Da fielen so Sätze wie „Du bist trotzdem nicht da“, obwohl Mete nur den nötigen 2-Meter-Abstand – von Iva „eine Fassmann-Länge genannt“ („das hab ich von Insta-Memes“) entfernt an seinem Laptop saß. Aber er war halt nicht im Online-MS-Teams-Raum. Oder umgekehrt seine real in den Raum – natürlich durch die FFP2-Maske gedämpfte Bitte an die angesprochene Kollegin: „Kannst du mich bitte neu anfordern!“

Eine Gruppe junger Leute posiert mit Masken vor einem „Junior Diversity Day“-Banner.

Fünf Personen mit Masken posieren für ein Foto mit einer Trophäe zum „Junior Diversity Day 2021“.

Fünf Personen mit Masken posieren für ein Foto mit bunten Handschuhen für den „Junior Diversity Day 2021“.

Fünf Personen mit Masken posieren mit einer Trophäe für den „Junior Diversity Day 2021“.

Fünf Personen mit Masken posieren für ein Foto mit einer Dekoration zum „Junior Diversity Day 2021“.

Eine Gruppe von sechs Personen mit Masken posiert für ein Foto mit einem „Junior Diversity Day 2021“-Preis.

Eine Gruppe von Personen posiert mit bunten Handschuhen für den „Junior Diversity Day 2021“.

Eine Gruppe junger Leute mit Masken posiert mit einem Preis für den „Junior Diversity Day 2021“.

Eine Gruppe junger Leute mit Masken posiert für ein Foto mit einer Trophäe zum „Junior Diversity Day 2021“.

Bunte Vielfalt des Teams

Von all dem spürten die mehr als 120 Jugendlichen und einige ältere Gäste am Tag des hybriden Events genau gar nichts. Das nicht zu kurze Testen am Nachmittag davor hatte sich ausgezahlt.

Testweise begab sich die Projektleiterin Sarah Vogel ans Ende des großen Festsaals und die betreuende Lehrerin Bettina Samhaber gar in einen Nebenraum, um zu checken, ob tatsächlich was zu hören war. Wie das Bild ausschaut, Umstellen der Roll-Ups und Pflanzen im Hintergrund und Dekorieren des Raumes. Dazu bliesen alle fünf bunte Luftballons in den Farben des JDD hellblau, orange, rosa, grün auf, vor allem Sara Jaro band sie zu Girlanden und schmückte damit eine grüne „old-School“-Tafel. Auf diese schreib Noliana Starevici mit der Kreide wunderschön in die Mitte der aufgeklappten Tafel „Human is our Ethnicity“ /Mensch(heit) ist unsere ethnische Zugehörigkeit. Damit wäre eigentlich schon alles gesagt, pardon geschrieben.

Aber weil’s zur Vielfalt, also Diversity, so gut passt, seien hier die Sprachen und die Migrationsbiographien – vor allem der Eltern dieser fünf angehenden Wiener Maturant_innen genannt. Alle in Österreich aufgewachsen mit den Sprachen Deutsch sowie vier davon noch in Albanisch, Arabisch und Hebräisch, Kurdisch und Türkisch sowie Serbisch. Aber nicht nur deswegen malte die schon genannte Noliana Starevici Begrüßungen in diesen und noch weiteren Sprachen auf die aufgeklappten Teile der Tafel.

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