Damit das Virus-Monster blass und blässer wird
Auch wenn es zu lächeln scheint, so wirkt es doch, als habe dieses kleine Monster Angst. In der Früh auf die Hand gestempelt, ahnt es offenbar schon, dass seine Stunden gezählt sind. Mehrmals die (Kinder-)Hände mit Seife gründlich gewaschen – und es wird blass und blässer. Bis es verschwunden ist. Der nächste Stempel draufgedrückt – samt Erinnerung ans Händewaschen.
Waaaasch mich weeeeg!
Genau, war sicher nicht so schwer zu erraten: Das kleine Monster steht symbolisch für das zwar auch kleine, aber weltweit Krankheit, Tod, Angst und Schrecken verbreitende Corona-Virus. Und weil eine der Schutzmaßnahmen – neben Abstand halten – gründliches, oftmaliges Händewaschen mit Seife ist, soll dieser Stempel aus Wels (Oberösterreich) sanft und irgendwie auch witzig Kinder dazu auffordern, das grinsende Monster wegzuwaschen.
„Protect Kids Stamp“ heißt das Produkt, das der oberösterreichische Stempel-Erzeuger Colop – vor allem mit seiner belgischen Tochter „Colop Arts and Craft“ (Kunst und Handwerk) mitten im Lock-Down einfallen hat lassen. In weniger als einem Monat wurde aus der Idee ein serienreifes Produkt, das nun mit Anfang Mai in die Läden großer Supermarkt-Ketten kommt – UVP: 12,50€.
Hautverträgliche Farbe
Ein Stempel – mit hautverträglicher Farbe (sogar dermatologisch zertifiziert) und einem Gehäuse, das Bakterien bzw. Keime abweist – schafft 3000 Abdrucke. Einmal auf die Haut gestempelt „überlebt“ das Monster rund ein halbes Dutzend Waschvorgänge. Bis sein „Bruder“ ihm per Stempelabdruck auf die Hand folgt. Irgendwie wär’s vielleicht auch für Erwachsene nicht schlecht, gesteht Heinz Angerlehner, Exportmanager bei Colop, im Telefon-Interview mit dem Kinder-KURIER. „Aber bei der Produkt-Entwicklung haben wir uns zunächst auf eine Zielgruppe fokussiert.“
Belgische Kreativ-Tochter
Er und das Team in Belgien – „so insgesamt fünf, sechs Leute, haben in dieser kurzen Zeit das Marketingkonzept für diesen Händewasch-Erinnerungs-Stempel entwickelt und ihn bis zur Marktreife gebracht.
Natürlich sei der Auftrags- und damit Produktionsrückgang in den Werken in Oberösterreich und Tschechien Ansporn gewesen, sich etwas einfallen zu lassen. Wenn die Wirtschaft insgesamt runtergefahren wird – mehr als 98 % der Stempel (siehe Infos) werden exportiert -, dann betrifft’s natürlich auch Stempel. Obwohl, so der Manager, der für die Exportmärkte Skandinavien und Griechenland aber eben auch die kreative Tochter in Belgien zuständig ist, traditionelle Büro-Stempel schon lange ein rückläufiges Geschäft ist – Stichwort Digitalisierung. „Durch innovative Ideen versuchen wir stets, neue Impulse zu setzen, die das Geschäft beleben.“
Mehrere Säulen
Daher hat Colop – das Unternehmen produziert seit vier Jahrzehnten Stempel Produkte für diverse Anwendungen von Büro- bis Kreativstempel - schon vor Längerem zwei weitere Geschäfts-Säulen aufgebaut:
Da nennt Angerlehner zunächst den digitalen Bereich: Vor rund eineinhalb Jahren, so der Exportmanager zum Kinder-KURIER, wurde in der Unternehmensgruppe ein elektronischer-mobiler Drucker entwickelt. Der e-mark® - ein Gerät in der Größe einer Computermaus - erlaubt es auf unterschiedlichste absorbierende Oberflächen vollfarbig zu drucken – neben Papier auch auf Holz, Kork usw. Dazu wurden Apps und Software entwickelt um den e-mark über das Handy oder ein Tablett zu steuern.
Die dritte stempel-Säule der Firma ist der kreative Bereich. Dafür hat das Unternehmen vor mehr als einem Jahr die schon genannte belgische Kunst- und Handwerks-Firma gekauft. Bei dieser handelt es sich um ein kleines kreatives Team, das auf diesem Sektor jahrzehntelanges Know-How hat. Verkürzt könnte es als Angebot für den gehobenen Bastelbedarf bezeichnet werden – für Menschen, die Einladungen für Feste und Veranstaltungen mit einem individuellen und kreativen Stempelmotiv versehen wollen.
Idee aufgegriffen, professionalisiert, weiterentwickelt ...
Von dort – und dem genannten Exportmanager kam der Impuls für den nunmehrigen Anti-Virus-Händewasch-Stempel für Kinder. Eine Idee in ähnlicher Richtung habe es zwar schon gegeben, so gesteht Angerlehner im Interview. „Wir schauen ständig überall auf dem Markt, was es gibt. Wir haben diese Idee aufgegriffen, professionalisiert, weiterentwickelt, uns dazu eine Story und ein Marketing-Konzept überlegt, das ausgearbeitet, in drei bis vier Wochen zur Marktreife gebracht und mit der Produktion begonnen.“
Auftrags-Hoch
Die Aufträge gingen nun durch die Decke, kann sich der Manager freuen – Bestellungen großer heimischer Supermarktketten, aber auch schon aus Deutschland werden gerade ausgeliefert. Produziert wird fast alles in-House – einschließlich der Verpackung. „Nur die Stempelfarbe und die Über-Kartons für die fertig verpackten Stempel kaufen wir zu – aber beides auch in Europa.“
Täglich laufen 10.000e Stück durch die automatisierte Fertigungs-Anlage. Der Engpass sei derzeit die Verpackungsanlage. Dennoch kann auch dieses Produkt nicht alle weggebrochenen Aufträge zu 100 Prozent ersetzen, stellt der Manager fest.
Die erklärenden Aufschriften in der Kunststoff-Verpackung gibt es mittlerweile – exportorientiert – neben Deutsch auf Englisch, Italienisch und Spanisch.
Gesamt-Puzzle
Die hautverträgliche – und zertifizierte – Stempelfarbe habe es natürlich schon gegeben, „es gab immer wieder Überlegungen für Haut-Stempel und wir sind mit unseren Lieferanten im ständigen Austausch, was es gibt oder geben sollte/könnte, um unser Sortiment zu verbessern oder erweitern.“
Neben der Hautverträglichkeit der Stempelfarbe ist auch das Gehäuse Teil des Gesamtkonzepts dieses „Protect Kids Stamp“ – die sogenannte Microban®-Oberfläche weist Bakterien und Keime ab. Die wird vor allem an Krankenhäuser oder Notare verkauft, so Angerlehner – „dort wo ein Stempel durch viele Hände geht“.
So verstehe er das Gesamtprodukt als ein Zusammenfügen bestehender Puzzle-Teile aus der Unternehmensgruppe, wobei er auch noch betont: „Es liegt uns absolut fern, aus dieser Krise Kapital zu schlagen, aber Unternehmen sind auch angehalten, sich in Krisenzeiten kreative Lösungen einfallen zu lassen, um ihre Existenz und Arbeitsplätze zu sichern. Und ich glaube, wir haben ein nettes Produkt für Kinder und Eltern geschaffen, das spielerisch zum Händewaschen und diskutieren darüber anregt und leicht anzuwenden ist, mit dem das Virusmonster witzig bekämpft wird. Es haben über unseren Stempel-Shop auch schon viele Schulen bestellt“, ergänzt Angerlehner und weist dort auf einen zusätzlichen Vorteil hin. „Wenn die Kinder der Reihe nach den Stempel auf die Hand bekommen, müssen sie rund zehn Sekunden warten, bis er trocken ist, damit wird das distanzierte Anstellen bei der Wasserleitung einfacher.“
Colop entwickelt und produziert seit mehr als vier Jahrzehnten Motiv-, Bastel- und Kinderstempeln. Im Schnitt produziert die Unternehmensgruppe 15 Millionen Stempel samt den dazugehörigen Ersatzprodukten wie Stempelkissen und Farb-Fläschchen.
Weltweit beschäftigt das Unternehmen 550 Mitarbeiter_innen, davon 200 am Standort des HeadQuarters in Wels (OÖ). Der zweitgrößte Standort liegt in der Tschechischen Republik (160 Mitarbeiter_innen). Produziert wird weitgehend hochautomatisiert mit Fertigungsrobotern, 98 Prozent der Stempel gehen in den Export.
Wirtschaftliche Kennzahlen über Umsatz und seine Entwicklung gebe man generell nicht raus, so mehrere Firmenvertreter_innen von Colop auch auf mehrfache Rückfragen.
Hier unten geht's zu einem YouTube-Video über den protect Kids Stempel
Kommentare