Aufbruch zum 25. Segeln im Zeichen des Friedens

Eine der Crews: Lea (12), Sumaja (12), Yavuz (13) und Selin (15) mit Betreuerin Mariana (Mitte). Sie werden auf der "Secret of Life" (Geheimnis des Lebens) segeln
Ab Sonntag segeln wieder rund 100 Boote der Friedensflotte „Mirno More“ in Kroatien rund um Split.

Samstagfrüh beim Wiener Hauptbahnhof sammeln sich Dutzende Kinder, Jugendliche, Betreuer_innen. Eltern zücken Kameras oder Handys, um Szenen glücklicher Abschiede zu fotografieren und filmen. Meistens zumindest. Manche Kinder sind sich noch nicht sicher, ob sie lächeln wollen/können. Für so manche ist es eine Premiere.

Alle aber freuen sich auf Abfahrt und die kommende Woche. Ein großer Bus, einige Kleinbusse, viele private PKW und zwei rote Feuerwehr-Kleinbusse werden bestiegen. Davor posieren Teilnehmer_innen mit Flaggen mit dem internationalen Friedenszeichen. Die werden sie am Abend oder spätestens Sonntagfrüh auf Segelbooten anbringen.

25 Jahre

Nach der Verabschiedung geht es in Richtung Kroatien. Rund um Split werden sie sowie Kinder und Jugendliche, die aus anderen Teilen Österreichs oder anderen Ländern anreisen, in kleinen Crews insgesamt rund 100 Boote besteigen. Sonntagfrüh starten sie dann mit dem Segeltörn – alle verbunden durch die schon oben beschriebenen Friedensflaggen, die heuer im Hintergrund noch ein großer 25er ziert. Anlass: Das runde Jubiläum der Friedensflotte „Mirno More“.

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Eine der Crews: Lea (12), Sumaja (12), Yavuz (13) und Selin (15) mit Betreuerin Mariana (Mitte). Sie werden auf der "Secret of Life" (Geheimnis des Lebens) segeln

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Aufbruch zum 25. Segeln im Zeichen des Friedens

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Zweifache Bedeutung

Die beiden Wörter sind ein alter dalmatinischer Seefahrergruß und bedeuten auf Deutsch „friedliches Meer“. Auch wenn damit ursprünglich eher der Wellengang und das Ausbleiben von Stürmen wie des berüchtigten Jugo oder der Bora gemeint waren, so passt auch das. Vor allem aber geht’s um ein Klima des friedlichen Miteinander, das diese große Aktion erreichen will. Hass und Vorurteile, wenn (noch) vorhanden, sollen über Bord geworfen werden.

Das war vor mehr als einem Viertel-Jahrhundert auch der Ausgangspunkt für dieses Projekt, das sehr klein begonnen hatte. Der österreichische Skipper Christian Winkler, der lange im ehemaligen Jugoslawien gearbeitet hatte, verstand die Welt nicht mehr, als ehemalige Kollegen und Freunde, die sich immer gut verstanden hatten, von Hass erfüllt wurden, nur weil der eine Kroate, der andere Serbe und der dritte vielleicht Bosnier waren. „Vergiss die Erwachsenen“, so seine Schlussfolgerung, „aber ich will was tun, damit die nächste Generation, nicht von diesem Hass angesteckt wird“. Tausende Kinder aus den damals dann verfeindeten Teilen des zerfallenden Jugoslawien waren als Flüchtlinge nach Österreich gekommen. So manche Kinder durften oft zu Hause nichts von der serbischen/kroatischen/bosnischen Freundin erzählen.

Es geht nur weiter, wenn alle zusammenhelfen

„Auf einem Segelboot müssen alle zusammenhelfen, sonst kommt das Boot nicht weiter“, so die Überlegung Winklers – und damit die Gründungsidee für die Friedensflotte Mirno More. Drei Boote und 17 Teilnehmner_innen – so startete das Projekt. Nach und nach wuchs es zunächst kleinweise, dann sprunghaft bis es vor rund zehn Jahren die Größe von jährlich rund 100 Segelbooten mit mehr als 950 Teilnehmer_innen (Kinder, Jugendliche und Betreuungspersonen) aus stets mehr als 20 verschiedenen Nationen erreichte. Größer soll die Friedensflotte nicht mehr werden, weil sie dann praktisch unorganisierbar würde.

Seit sie so groß ist, müssen die Segelboote der „Mirno More“ ohnehin schon von verschiedenen Häfen aus starten und in kleineren Konvois segeln. Mitte der Woche allerdings kommen immer alle Boote in einem Hafen zusammen, seit ein paar Jahren in Marina Kaštela. Spiele, diverse Aktivitäten und ein großes Friedensfest am Abend – alles an Land – wollen die Begegnung aller Teilnehmer_innen ermöglichen.

Während der Woche lernen die Teilnehmer_innen Toleranz und einen friedlichen Umgang miteinander, schließen Freundschaften und überwinden dabei (meist) spielend leicht sprachliche, ethnische, religiöse und soziale Grenzen oder Barrieren zwischen Behinderungen und keinen. Viele der Kinder und Jugendlichen kommen aus Kinderheimen und -dörfern, Sozialwohngemeinschaften, Therapieeinrichtungen oder sozial benachteiligten Familien. Für so manche ist es der erste Aufenthalt am Meer, für noch viel mehr eine Premiere an Bord eines (Segel-)Bootes.

Internationale Auszeichnung

2010 wurde die Friedensflotte vom damaligen UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon im Rahmen eines persönlichen Empfangs in Wien ausgezeichnet und vergangenen Montag von Bundespräsident Van der Bellen empfangen. Seit der ersten Flotte 1994 haben die Organisatoren bisher bereits mehr als 11.000 benachteiligten Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an diesem einzigartigen Projekt ermöglicht.

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mirnomore.org

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