Zu viel Zahnpasta: Was Fluorid bei Kindern auslösen kann

Statt eines erbsengroßen Stückes wird im Kleinkindalter oft zu viel Zahnpasta verwendet.
60 Prozent der Kinder verwenden zu viel Zahnpasta. Welche Folgen das haben kann.

Zähneputzen beginnt mit dem ersten Zahn. So lautet die internationale Empfehlung von Zahnärzten. Verwendet werden sollte Kinderzahnpasta – sie hat einen geringeren Fluoridgehalt. Das Spurenelement wird beigesetzt, da es etwa 40 Prozent aller Kariesfälle verhindert, wie Studien zeigen.

Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC), eine Behörde des US-Gesundheitsministeriums, erhob nun die Zahnputz-Gewohnheiten von 5100 Kindern zwischen drei und fünfzehn Jahren. Das Ergebnis: Etwa 60 Prozent der Kinder verwenden zu viel Zahnpasta – und führen so auch mehr Fluorid zu. Bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es knapp 40 Prozent.

„Es wird empfohlen ab dem zweiten Lebensjahr ein erbsengroßes Stück Kinderzahnpasta zu verwenden. Ab diesem Zeitpunkt ist gesichert, dass Kinder den Großteil wieder ausspucken können“, sagt Karl Glockner von der Zahnklinik der MedUni Graz. Davor sollte der Zahnpasta-Film nicht größer als ein Reiskorn sein.

Weiße Flecken

Bei Kindern, bei denen die Zähne noch wachsen, kann es durch zu viel Zahnpasta zu einer Ansammlung von Fluorid im Zahnschmelz kommen. Die Folge sind weiße Flecken am Zahn – sie sind jedoch ein rein kosmetisches Problem und richten keinen Schaden an. Laut Glockner ist eine zu hohe Fluoridkonzentration zudem „äußerst selten“ die Ursache für die Flecken, häufiger ist es beginnende Karies.

Der Zahnexperte hält eine Überdosierung mit Fluorid für unwahrscheinlich, außer in Gegenden, in denen das Grundwasser eine natürliche Fluoridierung aufweist, etwa in Thermenregionen. Glockner: „Dort sollte man zusätzlich zur Zahnpasta weitere Fluoridierungsmaßnahmen wie Tabletten, fluoridiertes Salz oder tägliche Mundspülungen meiden.“

Bröckelnde Zähne?

Immer wieder kursiert der Mythos, dass Fluorid die Zähne bröckeln lassen und die Knochen angreifen kann. Das ist nicht grundsätzlich falsch. Damit es zu solch starken Effekten kommt, müsste Fluorid jedoch über Jahre täglich in großen Mengen aufgenommen werden. Die europäische Lebensmittelbehörde Efsa empfiehlt zur Kariesprävention täglich insgesamt maximal 0,05 Milligramm Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht. „Bei Drei- bis Sechsjährigen wären das sechs Milligramm. Mit Kinderzahnpasta nimmt man rund 0,3 Milligramm pro Tag auf“, sagt Glockner.

Fluoridtabletten werden international nicht mehr empfohlen. Zahnpasta, Gele und Mundspülungen seien effektiver. Allerdings wird Fluorid rein aufgrund des Zusammenhangs mit verminderter Karies empfohlen – wer kein Fluorid aufnimmt, wird keine Mangelerscheinungen entwickeln.

Natürliches Fluorid

Das Spurenelement kommt natürlicherweise in manchen Lebensmitteln wie Tee und Meeresfisch sowie in Trinkwasser vor. Der Zusammenhang mit verminderter Karies wurde durch eine zufällige Häufung entdeckt: In Gegenden, in denen Fluorid in Trinkwasser vorkam, hatten die Menschen häufiger weiße Flecken auf den Zähen und seltener Karies. 

Nachdem der Zusammenhang bestätigt war, begannen einige Länder ihr Trinkwasser zu fluoridieren, darunter die USA, Australien und Irland. Die meisten europäischen Länder, darunter Österreich, setzen dem Trinkwasser kein Fluorid bei.

Kommentare