Welt-Parkinsontag: Neue Hoffnung auf das Stoppen der Krankheit

Welt-Parkinsontag: Neue Hoffnung auf das Stoppen der Krankheit
Bereits heute weitgehend normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität. Neue Therapienansätze.

Immer präzisere wissenschaftliche Erkenntnisse über das Entstehen der Parkinson-Krankheit, genetische Risikofaktoren, neue Ansätze in der Früherkennung, innovative Therapieansätze, sowie die Bedeutung eines möglichst frühzeitigen Behandlungsbeginns: Das sind einige der Themen, auf die anlässlich des Welt-Parkinson-Tages 2019 die Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) und die Österreichische Parkinson Gesellschaft (ÖPG) hinweisen. Dieser Tag findet jeweils am 11. April statt, dem Geburtstag des britischen Arztes Dr. James Parkinson.

"Es gibt noch immer keinen Therapieansatz, der die Parkinson-Erkrankung stoppen oder umkehren kann. Doch inzwischen verfügen wir über zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten, mit denen wir die Krankheitssymptome in unterschiedlichen Stadien gut kontrollieren können“, sagt ÖGN-Präsident Eugen Trinka, Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie, Salzburg. "Die Palette reicht dabei von Medikamenten, die über unterschiedliche Wirkmechanismen an den Symptomen ansetzen, bis hin zu invasiven Verfahren wie der Tiefen Hirnstimulation und Computer gesteuerten Pumpen, die Apomorphin oder L-Dopa abgeben.Viele Patienten profitieren zusätzlich von rehabilitativen Maßnahmen wie Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie.

Krankheit bremsen oder umkehren?

„Werden solche Möglichkeiten kompetent und individuell angepasst angewendet, kann in den allermeisten Fällen eine weitgehend normale Lebenserwartung und für viele Jahre bis Jahrzehnte auch eine gute Lebensqualität erreicht werden“, sagt Werner Poewe, Direktor der Universitätsklinik für Neurologie, Innsbruck. "In den letzten Jahren ist durch zwei Entwicklungen neue Hoffnung für die Betroffenen entstanden, die Krankheit auch bremsen oder vielleicht sogar umkehren zu können.“

Zum einen sei es gelungen, zahlreiche genetische Risikofaktoren für die Parkinson-Krankheit sowie auch einzelne krankheitsauslösende Genmutationen zu finden. "Darauf aufbauend konnten wesentliche Mechanismen der Krankheitsentstehung aufgedeckt werden, woraus sich neue mögliche Therapieansätze mit dem Ziel der Krankheitsmodifikation ableiten lassen“, sagt Poewe. "Im Zentrum dieser Bemühungen stehen Versuche, das bei der Parkinson-Krankheit in den Nervenzellen krankhaft abgelagerte Eiweißmolekül Alpha-Synuklein zum Behandlungsziel zu machen.“ Dabei werden verschiedene Ansätze verfolgt, unter anderem auch Immuntherapien gegen Alpha-Synuklein, die zurzeit in zwei großen internationalen Studien auf ihre krankheitsbremsende Wirkung untersucht werden.

Suche nach frühen Veränderungen

Parallel zu diesen neuen therapeutischen Bemühungen hat die moderne Parkinson-Forschung in den letzten Jahren wichtige Fortschritte in der Früherkennung der ersten Krankheitsveränderungen gemacht. "Bis hin zur Identifikation von so genannten prodromalen Krankheitsstadien, in denen die Betroffenen noch keine typischen Symptome entwickelt haben, aber der zugrundeliegende Krankheitsprozess schon im Gang ist“, so Prof. Poewe. "Im Mittelpunkt der aktuellen Forschung steht die Suche nach noch besseren Biomarkern, die die frühesten Krankheitsveränderungen – noch vor dem Auftreten von Symptomen – im Nervensystem vom Betroffenen entdecken lassen.“

Zurzeit, so Prof. Poewe, "konzentrieren sich alle Hoffnungen auf ein Zusammentreffen von Früherkennung und erfolgreicher krankheitsmodifizierender Therapie als möglichen nächsten Durchbruch in der Behandlung dieser an Häufigkeit weltweit zunehmenden Krankheit.“

Erste Symptome rasch abklären

Treten Schwierigkeiten zum Beispiel beim Zuknöpfen von Kleidungsstücken auf oder wird die Handschrift unleserlich, so können das normale Altersphänomene sein, aber auch erste Anzeichen von Morbus Parkinson. Diese Krankheit schreitet langsam voran, durch das Absterben von Nervenzellen des Gehirns kommt es z. B. zu Symptomen wie verlangsamten Bewegungen, Muskelsteifigkeit, Zittern und/oder Gang- und Gleichgewichtsstörungen. "Solche Symptome sollten möglichst bald von einer Neurologin oder einem Neurologen abgeklärt werden, damit gegebenenfalls möglichst frühzeitig mit einer kompetenten und individuell angepassten Therapie begonnen werden kann“, so Trinka.

In Österreich sind rund 20.000 Menschen von Parkinson betroffen. Auch wenn es meist eine Erkrankung der zweiten Lebenshälfte ist, so sind doch rund 10 Prozent der Betroffenen bei der Diagnose unter 45 Jahre alt.

Umfassende Informationen gibt es auch bei der Parkinson Selbsthilfe Österreich.

 

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