Parkinson: "Durchbruch in zehn bis 20 Jahren möglich"

Parkinson-Prozesse beginnen im Gehirn zehn Jahre vor ersten Symptomen.
Experte sieht "ebendiesen für Parkinson am Horizont". Früherkennung und neue Therapieansätze könnten Krankheitseintritt zumindest signifikant verschieben.

Ein Durchbruch bei der Behandlung von Parkinson in den nächsten zehn bis 20 Jahren ist offenbar denkbar geworden. "Ich sehe ebendiesen für Parkinson am Horizont", erklärte der Parkinson-Experte Werner Poewe, Direktor an der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck. Besonders wichtig wird laut Poewe die Früherkennung der Krankheit sein.

"Laut WHO leiden weltweit etwa sieben Millionen Menschen an Parkinson, bis 2040 wird sich die Zahl wahrscheinlich verdoppeln", beschrieb Poewe im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch in Innsbruck die Ausmaße der Krankheit. Rechne man das herunter, müsse man in Österreich von etwa 16.000 bis 20.000 Erkrankten ausgehen, ergänzte er. Stoppen könne man das Voranschreiten der Krankheit nach Ausbruch aber trotz intensiver Forschungsbemühungen nach wie vor nicht, so Poewe.

Beginn mindestens zehn Jahre vor ersten Symptomen

"Aber wir haben gelernt, dass Parkinson im Gehirn bereits früher beginnt, als die Beschwerden auftreten", stellte der Mediziner in diesem Zusammenhang fest. Den Zeitpunkt dafür benannte er mit "mindestens zehn Jahren". Ein früher Hinweis auf eine möglicherweise anstehende Parkinson-Erkrankung sei beispielsweise die sogenannte "REM-Schlafstörung", bei der "Mechanismen außer Kraft gesetzt sind, die verhindern, das wir tun, was wir träumen", sagte Poewe. Damit meinte er die normalerweise auftretende Muskellähmung während dieser Schlafphase, die bei besagter Störung nicht funktioniert. "60 bis 80 Prozent der Betroffenen erkranken in einem Zeitraum von fünf bis 15 Jahren dann an Parkinson", beschrieb er die Zusammenhänge.

"Das Parkinson-Risiko definieren"

Mit einer solchen Früherkennung, mit genetischen Merkmalen und weiteren Faktoren sei man derzeit schon in der Lage, das "Parkinson-Risiko zu definieren", führte Poewe aus. Daraus resultierend erwartete er sich in den nächsten zehn bis 20 Jahren Durchbrüche in Bezug auf neue Therapien. "Es ist zum Beispiel denkbar, dass wir dadurch den Krankheitseintritt um fünf Jahre verschieben", meinte er. Längerfristig sei es das Ziel, dass die Krankheit gar nicht ausbreche. "Das Gehirn ist zum Zeitpunkt der frühen Anzeichen vielleicht nicht mehr perfekt gesund, aber wir könnten es womöglich schaffen, dass keine Symptome auftreten", skizzierte Poewe aus seiner Sicht realistische Ziele.

Werner Poewe wird im Rahmen der in Innsbruck stattfindenden "Woche des Gehirns" am 13. März einen Vortrag zum Thema "Wird Parkinson heilbar?" halten. Vom 12. bis 16. März werden außerdem weitere Experten auf dem Gebiet der Neurowissenschaften sich mit dem Einfluss von Yoga auf das Gehirn, mit den neuesten Erkenntnissen in der Stammzellforschung oder mit dem unbewussten Einfluss von Gerüchen auf unsere Gefühle auseinandersetzen. All diese Themenkomplexe werden derzeit auch an der Medizinischen Universität und an der Universität Innsbruck erforscht.

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