Safer Sex: Warum Frauen und Männer auf das Kondom verzichten

Kondome schützen vor sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Kondome schützen vor Geschlechtskrankheiten. Ob der Gummi zum Einsatz kommt, hängt Forschern zufolge vom Geschlecht ab.

Verhütungsmittel gibt es viele – nur ein einziges schützt zuverlässig vor sexuell übertragbaren Krankheiten: das Kondom.

Die Verwendung ebendieses führt bei Paaren wie auch Menschen, die unverbindlichen Sex miteinander haben wollen, leider nach wie vor zu mitunter unangenehmen Diskussionen. Einer neuen Studie zufolge könnte dies vor allem daran liegen, dass Männer und Frauen den Gebrauch von Gummis aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten.

Kondomgebrauch ausverhandeln

Für die Erhebung, die im Journal of Sex Research veröffentlicht wurde, wurde untersucht, wie Männer und Frauen zwischen 18 und 25 Jahren die Verwendung eines Kondoms miteinander ausverhandeln – beziehungsweise diese einfordern.

Es zeigte sich: Heterosexuelle Männer, heterosexuelle Frauen und homosexuelle Männer wenden sehr unterschiedliche Strategien an, wenn sie zusammen mit einem neuen Partner über den Gebrauch von Kondomen sprechen.

"Insgesamt stimmen die Ergebnisse mit dem überein, was meine Kollegen und ich in unser Arbeit festgestellt haben", schreibt Paartherapeut Ian Kerner in einem CNN-Artikel über die Untersuchung. Gerade Männer seien demnach eher bereit, Sex ohne Kondom zu haben, während Frauen Sex eher ablehnen, wenn sich der Partner weigert, ein Kondom überzuziehen. Homosexuelle Männer würden in der Regel einen Mittelweg wählen.

Kondomgebrauch als Vertrauensfrage?

Die neue Studie ergab auch, dass heterosexuelle Frauen eher sexuelle Risiken eingehen, wenn sie eine stärkere Beziehungsmotivation verspüren und größeres Beziehungspotenzial in dem jeweiligen Partner sehen.

Das macht Sinn, wie Sexual- und Beziehungsforscherin Kristen Mark im Interview mit CNN schildert. "Auch andere Daten deuten darauf hin, dass Frauen oft ihre Partner zufrieden stellen wollen, eine stark verinnerlichte und sozialisierte Verhaltensweise", sagt sie. "Vielleicht gehen diese Frauen davon aus, dass Männer keine Kondome verwenden wollen und wenn sie Beziehungspotenzial sehen, gehen sie eher Risiken ein, indem sie das Kondom nicht einfordern."

Gleichzeitig scheinen Männer weniger an Safer Sex interessiert, wenn sie sich keine langfristige Beziehung mit der Sexualpartnerin vorstellen können. "Es klingt wie ein Widerspruch in sich, aber es sieht so aus, als würden Männer mit einer höheren Beziehungsmotivation ein geringeres Risiko eingehen, wenn es darum geht, sich und die Partnerin vor ungewollten Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen", sagt Sexualtherapeutin Renée D. Burwell gegenüber CNN. "Männer, denen es nicht wirklich am Herzen liegt, dass die Beziehung in eine ernsthafte Richtung geht, sind wiederum riskanter."

Daraus ergibt sich ein Problem: "Ein Kondom zu verwenden sollte so normal sein wie Händewaschen oder das Anlegen eines Gurtes", so Burwell. "Nur, weil man der Person, die ein Auto fährt, vertraut, heißt das nicht, dass man automatisch keinen Sicherheitsgurt anlegen sollte."

Offenheit vs. Faulheit

Der Studie zufolge sprechen homosexuelle Männer häufiger offener über Kondome und deren Verwendung als heterosexuelle Gleichaltrige. Eine erfreuliche Bestandsaufnahme, die von einer unerfreulichen Entwicklung überschattet wird.

Aufgrund besserer Behandlungsmöglichkeiten des HI-Virus und der Zulassung der PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe, dabei nimmt eine HIV-negative Person HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Infektion zu schützen, Anm.) sei die Kondomfaulheit allgemein gestiegen, erklärt die klinische Sexologin Lawrence Siegel im CNN-Interview.

Die Zahl der diagnostizierten Geschlechtskrankheiten, etwa Gonorrhö oder Syphilis, habe daher in den vergangenen Jahren wieder deutlich zugenommen. Denn auch gegen diese sexuell übertragbaren Krankheiten schützt nur: das Kondom.

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