„Ja, und zwar von Osten Richtung Westen – und auch in die Höhe“, sagt Berger. „Vor 20 Jahren habe ich noch gelernt, dass Ragweed nur in Seehöhen bis 500 Meter vorkommt. Mittlerweile wächst die Pflanze auch über 1000 Meter Seehöhe.“ Gleichzeitig gibt es aber – besonders bei Südostwind – eine zusätzliche Belastung durch den Ferntransport von Pollen. Und diese können weit fliegen: „Durch Analysen des Erbgutes von Pollen konnte im Rahmen eines EU-Projekts eindeutig nachgewiesen werden, dass Pollen aus Serbien bis in Finnlands Hauptstadt Helsinki geflogen sind.
Wie viele Menschen in Österreich sind betroffen?
Nach einer Schätzung des Pollenwarndienstes mindestens 100.000. Berger: „Es gibt aber eine hohe Dunkelziffer. Persönlich gehe ich von mindestens 150.000 Betroffenen aus – die Zahl ist auf jeden Fall ansteigend.“
Wie groß muss die Pollenbelastung sein, damit es zu Symptomen kommt?
„Vier Pollen pro Kubikmeter Luft sind für körperliche Symptome notwendig“, sagt Berger. „In Kärnten messen wir rund 20 Pollen / m³ pro Tag, in Wien bis zu 60 und im pannonischen Tiefland in Niederösterreich und im Burgenland liegt die Tagessumme bei bis zu 180 Pollen pro Kubikmeter Luft.“
Wird Ragweed in Österreich bekämpft?
Über die Internet-Seite www.ragweedfinder.at und seit kurzem auch noch schneller über eine mobile „Ragweed Finder-App“ des Pollenwarndienstes können Pflanzenstandorte gemeldet werden – ein Foto muss hochgeladen werden. Jene sieben Bundesländer, die mit dem Pollenwarndienst kooperieren (Wien, NÖ, Burgenland, Steiermark, Salzburg, Tirol, Vorarlberg) erhalten wöchentlich eine Liste mit allen Meldungen. „Unser Ziel ist, dass Ragweed-Vorkommen auf öffentlichen Flächen vor der Blüte gemäht werden und auch private Grundbesitzer rechtzeitig verständigt werden. Teilweise funktioniert das schon sehr gut, wobei das Burgenland eindeutig ein Vorreiter hier ist.“ Und Berger betont: „Wir sind auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen – „und je mehr Meldungen, desto eher wird auch die Politik aktiv.“
Was soll man tun, wenn die Pflanze im eigenen Garten wächst?
Ein Nicht-Allergiker sollte sie entfernen – am Besten mit Handschuhen, Mundschutz und Sonnenbrillen. Die abgemähten oder ausgerissenen Pflanzen in einen Plastiksack geben, diesen zubinden und im Restmüll entsorgen. Kompostieren wird nicht angeraten – damit ist nämlich eine Weiterverbreitung möglich. Denn die Samen sind extrem widerstandsfähig und können 40 Jahre lang keimfähig bleiben.
Wie kann man als Allergiker die eigene Pollenbelastung reduzieren?
Die Pollenkonzentration geht bereits nach zehn Minuten auf etwa ein Prozent des Außenwertes zurück, wenn man die Fenster schließt. Pollenschutzgitter und Luftreiniger, die die Luft filtern, reduzieren die Belastung ebenfalls deutlich. Am Abend ist die Pollenkonzentration in der Luft höher als untertags – es kühlt ab, warme Luft steigt nicht mehr auf – und dadurch sinken die Pollen zu Boden.
Sehen Sie hier noch weitere Screenshots der Ragweed Finder-App:
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