Herzschwäche: Jeder Zweite schätzt Symptome falsch ein
Rund 300.000 Österreicher leiden an chronischer Herzinsuffizienz – und etwa die Hälfte davon hat vor bei der Diagnose noch nie von dieser schweren, chronischen Erkrankung des Herzens gehört. Das ergab der erste österreichische Patientenbericht zum Thema Herzinsuffizienz.
Die Krankheit wird in der Bevölkerung enorm unterschätzt, dabei verringert eine frühe Diagnose und Behandlung die Schädigung von Organen sowie den Leidensdruck. „80 Prozent der Patienten können mit der Standardtherapie gut versorgt werden“, betont Kardiologe Martin Hülsmann, Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz im Wiener AKH/MedUni Wien.
Bis vor einem Jahr war Christian Fabri einer dieser Patienten, die nichts über Herzinsuffizienz wussten. Obwohl er als langjähriger Diabetiker mit Übergewicht und Bluthochdruck zu den Risikopatienten zählte. „Ich hörte von meinen Ärzten nie etwas über die Möglichkeit einer Herzinsuffizienz als Spätfolge.“ Erst als 2017 schwere Atemnot, Erschöpfungszustände und Wassereinlagerungen auftragen, ging er zum Arzt und wurde ins Spital überwiesen. „Die Diagnose war ein Schock.“
Erkrankung ist in Bevölkerung nicht angekommen
Immerhin sterben jährlich 14.000 Österreicher an Herzschwäche und damit so häufig wie Herzinfarkte, aber sogar gefährlicher als viele bösartige Tumore. „Offenbar ist die Erkrankung in der Bevölkerung trotzdem noch nicht angekommen“, sagt Hülsmann. Auch wenn die Beschwerden oft massiv seien, denke man nicht an einen möglichen Herzschaden. „Atemnot kann ja viele Ursachen haben.“ Nicht umsonst halten viele Betroffene die Symptome für normale Altersbeschwerden.
Bessere Therapien
Dabei haben sich in den vergangenen 30 Jahren die Therapiemöglichkeiten – und damit die Überlebensraten – enorm verbessert. „1989 wurde die erste sinnvolle Therapie gegen Herzinsuffizienz entwickelt. Damals lag die Sterblichkeit bei 70 Prozent pro Jahr“, erinnert Hülsmann. Heute reichen die Möglichkeiten neben guten Medikamenten über verbesserte Eingriffstechniken (z. B. Herzkatheter) bis zu Herztransplantationen und Kunstherz.
Dennoch ist offenbar gerade im niedergelassenen Bereich die Versorgung der Patienten mangelhaft, hört die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz häufig von Betroffenen. Sie fordert daher eine „multidisziplinäre Versorgung und den Einsatz speziell geschulter Pflegekräfte. Internationale Beispiele zeigen hier gute Erfolge.
Für Heidemarie Prager, niedergelassene Kardiologin im Bezirk Gänserndorf (NÖ) ist zusätzlich die Mitarbeit der Patienten eine wichtige Therapiesäule. Das ist eine Voraussetzung, dass die Behandlung tatsächlich lebensverlängernd wirken. Wesentlich dafür ist die Therapietreue der Patienten. „Sind sie gut informiert, warum eine Therapie nötig ist, halten sie diese auch konsequenter ein.“
Sie erlebt, dass vor allem genaue Aufklärung und ausführliche Gespräche diese Eigenverantwortung fördern. Das bestätigt auch Patient Christian Fabri. Nach seiner Diagnose hat er, zusätzlich zu einer genauen medikamentösen Einstellung, seinen Lebensstil verändert. „Wenn man das macht, hat man gute Chancen, genauso zu leben wie vorher.“ Er habe etwa eine Ernährung umgestellt und bewege sich ausreichend „Ich lebe heute allgemein viel aktiver, es geht mir gut. Herzinsuffizienz ist nicht das Ende.“
Kommentare