Diabetes: Immer öfter erkranken auch jüngere Menschen

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Weltdiabetestag am 14.11.: Bei Früherkennung können oft durch Lebensstiländerung Medikamente abgesetzt oder reduziert werden.

50 Prozent der Typ-2-Diabetes-Erkrankungen bleiben über Jahre unentdeckt, warnt Univ.-Prof. Alexandra Kautzky-Willer. Die Diabetes-Spezialistin leitet die Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Universitätsklinik für Innere Medizin III (AKH / MedUni Wien) und ist Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG).

KURIER: Wie viele Menschen sind Diabetiker?

Wir gehen von rund 800.000 Betroffen in Österreich aus – da sind auch jene dabei,  die von ihrer Erkrankung nichts wissen bzw. keine Therapie erhalten.   Mehr als 90 Prozent davon sind Typ-2-Diabetiker. Rund 5,2 Prozent der Frauen und 5,7 Prozent der Männer werden regelmäßig von den Krankenkassen Diabetes-Medikamente verschrieben.

Diabetes: Immer öfter erkranken auch jüngere Menschen

Die Diabetologin und Gendermedizinerin Alexandra Kautzky-Willer ist Präsidentin der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft.

Zwischen 2012 und 2017 gab es bei dieser Personengruppe einen Anstieg um 14 Prozent bei den Männern und um 12 Prozent bei den Frauen. Auch die jährlichen Neuerkrankungen nehmen nach einem kurzen Rückgang  zwischen 2013 und 2015 seit 2016 wieder zu. Rund 40.000 Menschen erhalten in Österreich pro Jahr die Diagnose Typ-2-Diabetes.

Beunruhigend ist, dass es einen starken Trend zu frühen Erkrankungen – unter dem 35. Lebensjahr – gibt. Unter 35 sind mehr Frauen, ab dem 36. Lebensjahr mehr Männer betroffen. Ein früher  Krankheitsbeginn erhöht das Risiko für Herzgefäßerkrankungen oder Schlaganfälle.

Wie viele wissen nichts von ihrem Diabetes?

Internationale Studien zeigen, dass 50 Prozent der Typ-2-Diabetes-Erkrankungen über Jahre unentdeckt bleiben. Oft kommen Patientinnen und Patienten erst mit Spätschäden. Aber bereits bei den Unter-Zehnjährigen haben rund fünf Prozent eine Vorstufe von Typ-2-Diabetes (Prädiabetes).

Um Erkrankungen früher zu erkennen, wäre es wichtig, dass bei der Vorsorgeuntersuchung nicht nur der Nüchternblutzucker, sondern auch der aussagekräftigere Langzeitwert (HbA1c-Wert) untersucht wird. Mit ihm kann vieles früher entdeckt werden – auch eine Diabetes-Vorstufe. Generell wären 50 Prozent der Typ-2-Fälle vermeidbar.

Wie stark erhöht Übergewicht das Risiko?

Wer stark übergewichtig ist, hat ein sechsfach erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Normalgewichtigen.  Übergewicht ist der Hauptrisikofaktor. In Österreich ist bereits jeder Zweite  (55 % der Männer, 39 % der Frauen) übergewichtig, bei den Kindern ist es jeder dritte Bub und jedes vierte Mädchen.  Der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) von Stellungspflichtigen im Jahr 1980 lag bei 22, 2017 hingegen schon bei 24 – ab einem BMI von 25 beginnt der Übergewichtsbereich.

Was bewirkt eine Lebensstiländerung?

Sehr viel. Es gibt dazu neue Daten über einen Beobachtungszeitraum von zwei Jahren: Viele Menschen mit früh diagnostiziertem Typ-2-Diabetes und starkem Übergewicht können durch eine Gewichtsabnahme von 10 bis 15 Kilogramm ihre Blutzuckerwerte normalisieren. Sie benötigen dann vorerst keine Medikamente mehr. 

Eine andere Studie zeigte, dass mehr Bewegung und Gewichtsabnahme bei einer Diabetes-Vorstufe den Krankheitsbeginn um vier Jahre verzögern, das Risiko für Gefäßleiden verringern und die Lebenserwartung erhöhen können.  Deshalb benötigen wir nicht nur bessere Maßnahmen  zur Früherkennung, sondern auch personalisierte Präventions- und Behandlungsprogramme und für Risikogruppen unterstützende Angebote zur Änderung des Lebensstils.

Sprechstunde: Univ. - Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer am Telefon ( 01 / 526 57 60): Mi., 13. 11., 14-15 Uhr;

Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

 

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