Borreliose: Öle aus Knoblauch und Kräutern besser als Antibiotika

Borreliose auslösende Zecke sitzt auf Grashalm
Eine amerikanische Studie zeigt: Die Öle helfen vor allem gegen anhaltende Borreliose-Symptome wie Müdigkeit und Gelenkschmerzen.

Viele Borreliose-Patienten leiden lange an Symptomen wie Gelenkschmerzen und Müdigkeit. Standard-Antibiotika helfen dabei kaum.

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Forscher der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health konnten 2018 zeigen, dass Öle aus Knoblauch, verschiedenen Kräutern und Heilpflanzen bei Borreliose helfen können. Diese Öle können insbesondere zur Linderung jener Symptome beitragen, die trotz Antibiotika-Standardtherapie bestehen bleiben.

Ätherische Öle mit Abtötungswirkung gegen Borreliose-Bakterium

Die in der Fachzeitschrift Antibiotics veröffentlichte Studie umfasste Laboruntersuchungen von 35 ätherischen Ölen. Und zwar solche Öle, die aus Pflanzen oder deren Früchten gepresst werden und den Hauptduft der Pflanze oder "Essenz" enthalten.

Die Forscher fanden heraus, dass einige davon eine starke Abtötungswirkung gegen ruhende und langsam wachsende Formen des Lyme-Borreliose-Bakteriums (sogenannte "persister"-Zellen) zeigten:

  • Knoblauchzehen
  • Myrrhenbäumen
  • Thymianblättern
  • Zimtrinde
  • Pimentbeeren 
  • Kreuzkümmelsamen

Borreliose-Symptome nach Antibiotika-Behandlung

"Wir fanden heraus, dass diese ätherischen Öle die ruhenden Keime von Lyme-Bakterien noch besser abtöten konnten als Standard-Lyme-Antibiotika", sagt Studienautor Ying Zhang, Professor an der Abteilung für Molekulare Mikrobiologie und Immunologie an der Bloomberg School. Eine Standardbehandlung mit dem Antibiotikum Doxycyclin oder einem alternativen Antibiotikum für einige Wochen beseitigt normalerweise die Infektion und die Symptome.

Etwa 10 bis 20 Prozent der Patienten berichten jedoch von anhaltenden Symptomen, einschließlich Müdigkeit und Gelenkschmerzen - häufig als "persistierende Lyme-Infektion" oder "post-treatment lyme disease syndrome" (PTLDS) bezeichnet, die in manchen Fällen Monate oder Jahre andauern kann.

Ursache für anhaltende Borreliose-Symptome und PTLDS

Die Ursache dieses anhaltenden Syndroms ist nicht bekannt. Es ist jedoch bekannt, dass Kulturen von Lyme-Borreliose-Bakterien, Borrelia burgdorferi, in eine sogenannte stationäre Phase eintreten können, in der sich viele Zellen langsam oder gar nicht teilen. Die sich langsam teilenden oder ruhenden Zellen sind "persister"-Zellen, die sich unter Nährstoffmangel oder Stressbedingungen natürlich bilden können und resistenter gegen Antibiotika sind.

Man teilt die Lyme-Borreliose gemeinhin in 3 Stadien an, die durch unterschiedliche Symptome auszumachen sind:

  1. Stadium: Borreliose-Wanderröte (Erythema migrans). Wenige Tage bis Wochen nach dem Zeckenbiss bildet sich eine Hautrötung an der Bissstelle, die langsam größer wird. Gleichzeitig kommt es zu grippeähnlichen Beschwerden: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sind möglich. In etwa 20% der Borreliose-Erkrankungen kommt es nicht zur Wanderröte.
  2. Stadium: Neuroborreliose. Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich entzünden sich Hirnhaut und Nerven im Rückenmark. Sie äußern sich in brennenden Nervenschmerzen, Lähmungen und Gefühlsverlust etwa im Gesicht.
  3. Stadium: Chronische Beschwerden. Monate bis Jahre nach Infektion treten weiter Symptome auf:  Mehr als die Hälfte der Infizierten entwickelt Lyme-Arthritis, hier sind vor allem die Knie betroffen. Nach einer Herzentzündung in Stadium 2 bleibt die Effizienz des Herzmuskels oft langfristig beeinträchtigt. Selten entstehen Gehirnschäden, die sich in verminderter geistiger Leistungsfähigkeit und Lähmungen äußern. Sehr selten kommt es zu einer chronischen Hautveränderung an Armen und Beinen, der Acrodermatitis chronica atrophicans. Die betroffenen Bereiche werden dunkelrot, entzündet und geschwollen. Mit der Zeit wird die Haut immer dünner, sensibler und anfälliger für Empfindungsstörungen.

Einige Forscher haben nach anderen Medikamenten gesucht, die persistierende Lyme-Bakterien abtöten können, in der Hoffnung, dass diese Verbindungen zur Behandlung von Menschen mit hartnäckigen Borreliose-Symptomen verwendet werden können. Übertragen werden die Bakterien auf den Menschen vor allem durch Zecken.

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Arzneimittel zur Behandlung von Borreliose

Zhang und sein Labor standen bei diesen Bemühungen an vorderster Front. Im Jahr 2014 durchsuchte sein Labor von der FDA zugelassene Arzneimittel auf Aktivität gegen persistierende Lyme-Bakterien und fand viele Kandidaten, darunter Daptomycin (zur Behandlung des Spitalskeims MRSA), das eine bessere Wirksamkeit als die aktuellen Lyme-Antibiotika hatte.

2015 berichteten sie, dass eine Kombination aus drei Antibiotika Lyme-Persiste-Bakterien in Labortests zuverlässig abtötete:

  • Doxycyclin
  • Cefoperazon 
  • Daptomycin

In einer Studie von 2017 fanden sie heraus, dass ätherische Öle aus Oregano, Zimtrinde, Nelkenknospen, Citronella und Wintergrün die Lyme-Bakterien in der stationären Phase noch stärker abtöteten als Daptomycin, der Meister unter den getesteten Arzneimitteln.

Diese ätherischen Öle töteten Borrelien besonders effektiv ab

In der Studie von 2018 erweiterten Zhang und sein Team ihre Laboruntersuchungen auf 35 weitere ätherische Öle und fanden zehn, die eine signifikante Abtötungsaktivität gegen Lyme-Bakterien aus der stationären Phase bei Konzentrationen von nur einem Promille zeigen. Bei dieser Konzentration haben Öle, die jeweils aus den folgenden Inhaltsstoffen gewonnen wurden alle Lyme-Bakterien der stationären Phase in ihren Kulturschalen innerhalb von 7 Tagen abgetötet:

  • Knoblauchknollen
  • Pimentbeeren
  • Myrrhenbäumen
  • Ingwerlilienblüten

Weitere Öle mit den folgenden Hauptbestandteilen zeigten ebenfalls gute Ergebnisse im Kampf gegen die Bakterien:

  • Thymianblätter 
  • Kreuzkümmelsamen
  • Amyrisholz
  • Zimtaldehyd (Hauptbestandteil von Zimtrindenöl)

Tests an Menschen fehlen noch

Tests im Labor wie diese stellen eine frühe Forschungsphase dar. Zhang und seine Kollegen hoffen jedoch, dass sie in naher Zukunft ihre Untersuchungen mit ätherischen Ölen anhand von Tests an lebenden Tieren fortsetzen können, einschließlich Tests an Mausmodellen für eine persistierende Borreliose-Infektion. Wenn diese Tests gut verlaufen und die wirksamen Dosen sicher erscheinen, erwartet Zhang erste Untersuchungen bei Menschen.

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"In diesem Stadium sehen diese ätherischen Öle als Kandidaten für die Behandlung einer persistierenden Lyme-Infektion äußerst vielversprechend aus, aber letztendlich brauchen wir gut konzipierte klinische Studien", sagt er.

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