Warum die Österreicher lieber Pommes als Kartoffelsalat essen

Die Erdäpfel-Ernte ist im vollen Gange
Heute ist Tag der Erdäpfel. Österreicher lieben die Knolle - doch heiße und trockene Sommer erschweren den Anbau.

Am Anfang war es alles andere als eine Erfolgsgeschichte: Als die ersten Erdäpfel im 16. Jahrhundert aus Amerika nach Europa importiert wurden, war noch nicht klar, dass sie einmal das Hauptnahrungsmittel werden sollten. Ein Grund: Die Nachtschattengewächse bildeten in den kurzen Nächten Europas viel zu kleine Knollen aus.

Das ist lange her. Heute gibt es rund 5000 Sorten und man kann sich keine europäische Küche mehr ohne die Kartoffel vorstellen. Obwohl – so ganz stimmt es nicht. Die Österreicher kaufen immer seltener Erdäpfel, zumindest in ihrer rohen Form. Beliebt sind sie dagegen als Fertigprodukt: Allein beim Tiefkühlproduzenten Iglo verzeichnete man in den vergangenen drei Jahren ein Plus von 30 Prozent bei Pommes, Wedges, Rösti und Kroketten.

Wenn die Österreicher im Supermarkt zum unverarbeiteten Original greifen, wählen sie eher Universalsorten, die man für alles verwenden kann: für Püree, Bratkartoffeln oder Erdäpfelsalat. Das registriert auch Anita Kamptner, Erdäpfel-Expertin bei der Landwirtschaftskammer: „Mehlige Sorten, aus denen ich Püree oder Knödel mache, werden seltener nachgefragt. Das Gleiche gilt für Festkochende – Salat wird heute seltener gemacht.“

Eigentlich schade. Denn die Kartoffel ist in Form, Farbe und Geschmack ein äußerst vielfältiges Produkt, wie Christian Radl weiß. Er baut unterschiedliche Sorten an und verkauft sie auch – etwa ab Hof in seinem Heimatort Probstdorf im Marchfeld.

„Wir haben violette, rote, gelbe Sorten im Angebot, und natürlich die Kipfler. Diese länglichen Erdäpfel, die besonders speckig sind, sind der Klassiker, wenn man einen richtig guten Salat machen will. Doch weil Kipfler so eine alte Sorte sind, sind sie weniger ertragreich – auch ein Grund, warum man sie so selten findet.“ Doch Hobbyköche und Feinspitze schätzen die Vielfalt alter Sorten. „Wir merken, dass bei diesen Gruppen die Nachfrage nach besonderen Sorten steigt.“

Erd-Trüffel

Doch nicht nur die Tatsache, dass es immer mehr Koch-Muffel gibt, gefährdet die edle Knolle (Kleiner Exkurs: Das Wort Kartoffel stammt vom italienischen Wort Tartufo, also Trüffel). Auch der Klimawandel macht ihr zur schaffen: „Sie gedeiht am besten bei einer Temperatur zwischen 25 und 30 Grad und braucht zudem ab und zu Regen“, weiß Anita Kamptner. „2018 war ein besonders schlechtes Jahr, weil es heiß und sehr trocken war.“

Das wiederum begünstigt die Ausbreitung von Schädlingen wie dem Kartoffelkäfer und dem Drahtwurm, gegen den nicht mehr gespritzt werden darf.

Was heißt das immer wärmer werdende Klima für den Anbau der Erdäpfel? Wird das Gemüse bald woanders angebaut? „Kaum“, sagt Kamptner. „Denn die Knolle braucht nicht nur ein geeignetes Klima, sondern auch einen siebfähigen Boden. Ist der zu schwer oder zu steinig, wird die Ernte schwierig.“

Das Gros der Erdäpfel – genau 82 Prozent – wird übrigens in Niederösterreich angebaut, und da besonders im Bezirk Korneuburg. Im Schnitt isst ein Österreicher 52 Kilogramm im Jahr, die Deutschen kommen auf 60 Kilogramm.

Warum die Österreicher lieber Pommes als Kartoffelsalat essen

Wiener Erdäpfelsalat

Wiener Erdäpfelsalat nach Sacher

Zutaten
1 kg Salaterdäpfel (Kipfler)
500 ml warme Rindssuppe
1 große rote Zwiebel
1 EL Estragonsenf
5 EL Essig
60 ml neutrales Speiseöl
Salz, Pfeffer
1–2 EL Schnittlauch

Zubereitung
Die gewaschenen, ungeschälten Erdäpfel mit Salzwasser kochen, bis sie weich sind. Wasser abseihen und Kartoffel kurz abdämpfen lassen. Wenn sie lauwarm sind schälen und  in Scheiben schneiden.
Rindssuppe erhitzen und über die Erdäpfel gießen. Essig, Öl, Senf, Salz und Pfeffer dazugeben und alles kräftig durchmischen. Dann eine halbe Stunde ziehen lassen. Anschließend die rote Zwiebel fein schneiden und untermengen, nochmals abschmecken und mit Schnittlauch garnieren.
Tipp: Damit der Salat schön sämig wird, wird er warm angemacht. Wer keine Suppe verwenden will, der kann ihn mit einem halben Liter Wasser zubereiten: Warme Erdäpfelscheiben in einer Schüssel mit dem Öl mischen; Wasser mit Essig, Senf und einer Prise Zucker aufkochen, etwas abkühlen lassen und über die Erdäpfel gießen. Mit Salz und Pfeffer würzen, abschmecken. Eine halbe Stunde ziehen lassen und ebenfalls mit dem Schnittlauch garnieren.

Warum die Österreicher lieber Pommes als Kartoffelsalat essen

Erdäpfel aus dem Backofen

 Schnelles Rezept: Kartoffeln aus dem Ofen

Zutaten
1 kg vorwiegend  festkochende  Erdäpfel
2–3 EL Öl   
1 TL Gewürze Chili Powder,    Paprikapulver oder Rosmarin; Salz

Zubereitung

Kartoffeln mit Schale  waschen, je nach Größe längs vierteln oder  sechsteln – die Stücke sollten gleich groß sein.  In einer Schüssel Öl und Gewürze (außer Salz) vermengen. Die Wedges zugeben und gründlich vermengen.  Zwei Bleche mit Backpapier auslegen und  Wedges darauf verteilen und salzen. In den vorgeheizten Backofen bei 200 °C Heißluft  schieben, 15 Minuten backen und  wenden. Nochmals 5 bis 10 Minuten backen bis sie eine schöne Farbe haben und durch sind. Fertig!

 

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