Kräuterhexe: Johanna Maier erfindet sich neu

Bestseller-Autorin Johanna Maier meldet sich mit einem neuen Kochbuch zurück.
Die Salzburger Haubenköchin erfindet sich neu und setzt auf die Heilkraft europäischer Kräuter.

Sieben Jahre sind vergangen, seitdem Johanna Maier ihr letztes Kochbuch veröffentlicht hat. Jetzt will die Besteller-Autorin es noch einmal allen zeigen: Auf 255 Seiten dokumentiert sie ihr Lebenswerk und verrät, wie Wildkräuter in der österreichischen Küche am besten eingesetzt werden.

KURIER: Sie haben Ihr ganzes Kräuter-Wissen in ein neues Kochbuch gepackt und preisen die europäischen Heilkräuter. Wie kam es dazu?
Johanna Maier: Kräuter und Gewürze waren für mich immer schon leidenschaftlich wichtig. Ein Besuch auf einem Bergbauernhof im Pinzgau, wo Berg- und Wildkräuter für die Traditionelle Europäische Heilkunde (Anm: TEH) gesammelt werden, hat mich so fasziniert, dass ich kurz darauf mit der Ausbildung zur TEH-Praktikerin begonnen habe.

Kräuterhexe: Johanna Maier erfindet sich neu
Wie leben Sie Ihre neue Philosophie?
Ich würde das nicht als neue, vielmehr als vertiefte und fachlich fundierte Philosophie bezeichnen. Das Kochen mit Kräutern und Gewürzen hat für mich immer schon dazugehört. Kochen ist Natur: Kräuter sind Hilfsstoffe, damit das Essen bekömmlicher wird, und eine natürliche Apotheke. Die Traditionelle Europäische Heilkunde ist in Vergessenheit geraten, dabei wurde sie lange Zeit von Generation zu Generation weitergegeben. Pfarrer Kneipp hat schon gesagt: Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche. Mit diesem Bewusstsein geht man ganz anders durch die Natur, pflegt man seinen Garten bewusster und gezielter. Ich mache mir zum Beispiel täglich meinen Jahrestee. Er macht Seele, Körper und Geist gleichermaßen glücklich. Das ganze Jahr über sammle und trockne ich Blüten und Wildkräuter, immer nachmittags, da gehe ich zwei Stunden mit meinem Labrador durch den Wald.
Kräuterhexe: Johanna Maier erfindet sich neu
Hobbyköche scheuen oft den Einsatz von frischen Kräutern, weil sie sich überfordert fühlen.
Mein Kochbuch kann ein kleiner Leitfaden sein. Wenn man einmal beginnt, sich für Kräuter und Gewürze zu interessieren, wenn man die Wirkung schmeckt und spürt, hört man auch nie wieder damit auf. Es ist ein Weg der kleinen Schritte, der viel Spaß macht und zum lustvollen Kochen und Genießen führt. Genau das soll mein Buch vermitteln. Die Menschen sollen sich ins Kochen neu verlieben. Ich habe sechs Jahre an diesem Kochbuch gearbeitet: Es beinhaltet nicht nur Rezepte, es ist auch ein Lesebuch. Man trinkt einen Tee am Abend und liest vor dem Schlafen ein paar Seiten. Kochen kann Meditation sein.

Was halten Sie von Moden wie Steinzeit-Diät oder Fünf-Elemente-Küche?
Ernährung ist etwas sehr Individuelles. Ich bin von der Fünf-Elemente-Küche überzeugt. Sie ist ein wichtiger Bestandteil von TCM und Ayurveda. Demnach sollen in einer ausgewogenen Ernährung alle fünf Geschmacksrichtungen enthalten sein, da sie eine unterschiedliche Wirkung auf den Organismus haben und zu einem inneren Gleichgewicht führen. Ich habe damit wirklich gute Erfahrungen gemacht. Natürlich sind wir in Österreich, wir sind keine Asiaten, wir sollten und können deswegen unsere eigenen Kräuter verwenden. Es geht darum, dieses uralte bewährte Wissen in unsere regionalen Möglichkeiten und vertrauten Nahrungsgewohnheiten einfließen zu lassen.

Kräuterhexe: Johanna Maier erfindet sich neu
Wenn man an Gulasch oder Schnitzel denkt, dann ist die österreichische Küche nicht besonders kräuterreich, oder?
Wer genauer hinsieht, entdeckt, dass in jedem Gericht etwas Scharfes, Saures, Bitteres, Herbes oder Süßes steckt. Nur so bleibt der Körper in Balance. Schnitzel mit Reis zum Beispiel: Der Reis ist sauer, der Pfeffer scharf, der Salat herb, die Preiselbeeren süß. Ein herber Endiviensalat gehört zu den gesündesten Salaten im Herbst, weil er besonders lange am Feld gewachsen ist und den Witterungen getrotzt hat. Zudem heißt es: Bitter im Mund – Magen gesund. Bittersalate zum Essen wirken wie ein natürlicher, alkoholfreier Magenbitter. Auch Quendel ist ein gutes Beispiel: Der wilde Thymian wächst bei uns auf den Bergen, er muss sich selber gegen Sturm, Kälte und Regen wehren, dadurch hat er viel mehr Wirkstoffe. Dieses Wissen möchte ich den Menschen vermitteln.
Kräuterhexe: Johanna Maier erfindet sich neu
War Ihnen die Natur immer schon so wichtig?
Nein, wer hat mit 20 schon Lust, wandern zu gehen? Es ist eine Sache des Wachsens. Der Duft der Bäume und damit das Regenerieren ist für mich heute das Wichtigste. Es ist erwiesen, dass Bäume ätherische Öle namens Terpene an die Luft abgeben, diese fördern die Gesundheit der Menschen. Im Wald kann das jeder spüren. Wenn ich eine Auszeit brauche, dann erkenne ich das mittlerweile und nehme sie mir. Kochen ist die Verbindung zur Natur und diese Verbindung ist die Voraussetzung für ein vitales Leben.
Kräuterhexe: Johanna Maier erfindet sich neu
Honorarfrei nur im Zusammenhang mit der Buchbesprechung!
Was sagen Ihre Söhne zu Ihren Kräuter-Weisheiten?
Nun ja, ich denke, sie haben vieles angenommen und tun es immer noch, sonst wären sie selbst nicht so erfolgreich. Aber sie interpretieren mittlerweile ihre eigene Küche, sie gehen ihren eigenen Weg und das ist auch gut und richtig so. Ich würde sagen, heute befruchten wir uns gegenseitig. Wir tauschen viele Ideen aus. Das Diskutieren über traditionelles Wissen, Neuerungen, Geschmacksmoden und Trends ist sehr hilfreich für uns alle.

Info: Meine gesunde Küche, Johanna Maier, ISBN: 978-3-7104-0108-4, Servus Verlag

Basilikum
Zart-würzige Schärfe: Hilft bei Kopfschmerzen, natürliches Antidepressivum.

Kresse
Pfeffriger Geschmack: Wirkt antibakteriell. Von der Wurzel getrennt, baut sie die Wirkstoffe innerhalb von 40 Minuten ab.

Majoran
Würzig-süßliches Aroma: Regt den Appetit an, hilft bei Blähungen und Verdauungsproblemen.

Quendel
Wilder Bruder des Thymians: Hilft bei Haut-Problemen.

Rosmarin
Kräftig duftendes Kraut: Steigert die Leistungsfähigkeit des Gehirns und regt den Kreislauf an.

Salbei
Leicht bittere Aromen: Gut für den Hals, für die Nerven und für Frauen in den Wechseljahren.

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