Null Prozent Fleisch – und trotzdem ein Burger

Sieht aus wie Fleisch, ist aber kein Fleisch. Vegane Burger boomen. Was davon zu halten ist.

Der Burger als letzte Bastion der Fleischtiger? Das war einmal. Restaurants, die fleischlose Burger anbieten, wachsen wie Schwammerln aus dem Boden. Auch Konzerne wittern das Geschäft mit dem Fleischersatz. Sie haben dabei nicht nur Veganer und Vegetarier im Visier, sondern vor allem die wachsende Gruppe der Teilzeitvegetarier - also Flexitarier, die sich gesünder ernähren wollen. Der Testlauf mit einem veganen Burger in Finnland und Schweden bei McDonalds war so erfolgreich, dass er dort nun ins Standardprogramm aufgenommen wurde. „In Österreich ist das derzeit nicht geplant, weil wir noch keine so große Nachfrage sehen, aber im ersten Halbjahr planen wir eine Erweiterung der vegetarischen Produktlinie“, sagt der Unternehmenssprecher Wilhelm Baldia.

Vertrauter Fleischgeschmack

Bei vielen Menschen geht die Lust auf den typischen Fleischgeschmack nie ganz verloren. „Ich glaube, da steckt etwas Psychologisches dahinter. Die meisten Veganer sind mit Fleisch aufgewachsen, der Geschmack ist vertraut“, erzählt die Veganerin Selina Schöberl. Ihre vegetarisch lebende Mutter Melanie träumt immer wieder von einer würzigen Wurst mit Currysauce: „Das ist das einzige, was ich gerne essen würde. Ersatz-Produkte habe ich schon probiert, aber die kann man vergessen.“ Das geht vielen so. Ziel ist es daher, den Fleischersatz möglichst fleischähnlich zu machen. „Sieht aus wie ein Burger, schmeckt wie ein Burger, duftet wie ein Burger“, warb der Lebensmittelkonzern Nestlé Deutschland unlängst für den neuen „Incredible Burger“, der heuer im deutschen Handel erhältlich sein wird. Er soll in Optik und Geschmack mit Hamburgern aus Fleisch konkurrieren – O-Ton: „Kräftig rot und grob sieht er aus wie frisch vom Metzger. Beim Braten färbt er sich gleichmäßig braun und verströmt die vertrauten Röstaromen.“

"In Österreich gibt es mittlerweile viele Ketten mit Franchisekonzept, die auch vegane Burger anbieten, man denke etwa an Swing Kitchen. Das geht wie die Eisenbahn, da stehen oft Schlangen an den Kassen", sagt Felix Hnat von der Veganen Gesellschaft Österreich. "Ich denke, das ist ein Schritt ist in die richtige Richtung. Wir freuen uns über jedes neue vegane Produkt. Und ich denke, dass das auch in Zukunft noch wichtiger wird. Weil es immer mehr Menschen gibt, die fleischloses Essen konsumieren, obwohl sie nicht streng vegan oder vegetarisch leben." Das bestätigen laut Hnat auch die Supermarktketten.

Null Prozent Fleisch – und trotzdem ein Burger

Symbolbild.

"Fleisch"saft aus roten Rüben

Für manche Menschen ist dieses Angebot eine gute Möglichkeit vom Fleisch wegzukommen. Aber nicht alle Veganer nützen es, erzählt etwa Doris Pennetzdorfer, deren Tochter Sophie im Alter von zehn Jahren Vegetarierin wurde und nun vegan lebt. Sie selbst wurde so zur Flexitarierin, die kein Fleisch, aber Fisch isst. "Diese Fleischimitate helfen vielleicht am Anfang, Sophie greift das Zeug aber nicht an.Junkfood ist Junkfood, ob vegan oder mit Tier. Meine Tochter ist eigenständig zur beeindruckenden Ernährungsexpertin geworden und ernährt sich recht gesund, bis auf ihre Schwäche für Süßes", erzählt sie.

Gabi Toman, die ebenfalls durch ihre Tochter zur Vegetarierin wurde, spricht über die Anfangsschwierigkeiten: "Wenn man jahrzehntelang Fleisch- bzw. Wurstwaren eingekauft hat, ist die Umstellung schon sehr groß. Aber es gibt so viele Möglichkeiten." Zu "Fakefleischprodukten" greift sie dennoch nur in Ausnahmefällen. "Vegane Burger essen wir gerne im Restaurant, die gibt es mittlerweile sogar bei unsererem Dorfwirt. Ärgerlich finde ich es aber, wenn Fleischesser über diese Veggie-Produkte lästern. Warum nicht, wenn es schmeckt und dadurch Tierleid vermieden werden kann?"

Die Idee des Burger-Imitats ist nicht neu. „Beyond Meat“ startete bereits im Jahr 2009 mit ersten Versuchen und ist in den USA beliebt. Seine fleischähnliche Textur basiert auf Erbsenproteinen, der Saft kommt von Roten Rüben. Sein Konkurrent stammt aus Kalifornien: 2016 kam das Unternehmen „Impossible Foods“ mit dem „unmöglichen Burger“ („Impossible Burger“) auf den Markt, der „aussieht, kocht, riecht, zischt und schmeckt wie konventionelles Rinderfaschiertes“. Im Patty stecken Proteine aus Weizen-, Soja- und Erdäpfel, Wasser und Kokosnuss-Öl. Für die fleischliche „Anmutung“ sorgt „Leghämoglobin“, das auch in Pflanzen vorkommt, etwa in Sojawurzeln. „Im Vergleich mit Kühen verbraucht der “Unmögliche Burger„ 95 Prozent weniger Land sowie 74 Prozent weniger Wasser und erzeugt 87 Prozent weniger Treibhausgase“, betont man bei Impossible Foods.

Der unmögliche Burger wurde übrigens 2018 beim Weltwirtschaftsforum in Davos serviert.

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