Aufgedeckt: Illegal gefärbter Thunfisch wird verkauft

Rohes Stück Thunfischfleisch auf einer Schieferplatte
Bei einer von Europol und Interpol koordinierten Operation wurden 15 Fälle von illegal gefärbtem Thunfisch festgestellt.

Frischer Thunfisch leuchtet rot aber nur, wenn er wirklich frisch ist. Nach dem Fang entwickelt das Fischfleisch durch die Alterung eine braungraue Färbung. Durch illegale Zusätze oder Behandlungen kann die Farbe stabilisiert und ein leuchtendes Rot vorgetäuscht werden. Diese illegale Praxis scheint bei Lieferanten weit verbreitet zu sein, denn bei der diesjährigen groß angelegten Kontrollaktion Opson VII stellten allein die deutschen Behörden 15 Betrugsfälle von illegal gefärbtem Thunfisch fest. In zehn weiteren europäischen Staaten wurden ebenfalls Betrugsfälle aufgedeckt.

Die Europäische Kommission hatte vor der Operation konkrete Hinweise erhalten, dass Thunfisch illegal eingefärbt wird, und diese über das europäische Food Fraud Netzwerk verbreitet. Eine im Herbst vergangenen Jahres vereinbarte Kooperation zwischen dem schweizerischen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und dem deutschen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) führte erstmalig in der Geschichte von Opson zu einem Zusammenschluss von elf Staaten zu einer gemeinsamen Schwerpunktaktion – der Aufdeckung illegaler Praktiken bei der Rotfärbung von Thunfisch. Neben den beiden Initiatoren beteiligten sich auch Frankreich, Italien, Liechtenstein, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Spanien, Ungarn und Großbritannien an der Schwerpunktaktion. Koordiniert wurde die Aktion durch Europol.

749 Verdächtige verhaftet oder mit Ermittlungen konfrontiert

Von deutscher Seite beteiligten sich neben den Lebensmittelbehörden von Bund und Ländern auch der Zoll und das Bundeskriminalamt an der Operation. Die Lebensmittelüberwachung konnte in 15 Fällen irreführende Praktiken nachweisen, die von illegaler Behandlung des Thunfischs mit Kohlenmonoxid und Nitrat bzw. Nitrit über erhöhte Konzentrationen an Ascorbinsäure bis hin zu nicht deklarierten Inhaltsstoffen reichten.

Bei den vom Zoll kontrollierten Sendungen mit Thunfisch wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Die Ermittlungen der Lebensmittelüberwachung sind noch nicht abgeschlossen, auch weil europa- und weltweit Informationen zu den Fällen eingeholt werden.

Mit der weltweiten Aktion Opson gehen Europol und Interpol seit dem Jahr 2011 koordiniert gegen Lebensmittelbetrug vor. Die diesjährigen Kontrollen fanden vier Monate lang zwischen Dezember 2017 und März 2018 statt und betrafen nicht nur Thunfisch, sondern auch Babymilch oder vergammeltes Frischfleisch. Laut Europol wurden in Summe 3620 Tonnen Lebensmittel und 9,7 Millionen Liter Getränke beanstandet 41.000 Kontrollen wurden in Geschäften, Supermärkten, an Flughäfen, Häfen und in Industrieparks durchgeführt. 749 Verdächtige wurden verhaftet oder sehen sich mit Ermittlungen konfrontiert.

In Österreich wurden Haselnüsse und Fisch untersucht. Beanstandungen in Sachen Qualität gab es nicht, lediglich ein paar Kennzeichnungen waren nicht korrekt. Nach Angaben des Ministeriums für Konsumentenschutz wurde bei einer von insgesamt 32 Proben eine abweichende Fischart identifiziert. Bei der Überprüfung von Haselnüssen wurden in einigen Fällen minimale Mengen nicht deklarierter, günstigerer Walnüsse und Mandeln gefunden, in Backware mit Haselnüssen darüber hinaus Erdnüsse, Walnüsse, Cashewnüsse und Pistazien. Die Mengen waren aber so gering, dass in keinem Fall der Schwellenwert für die Auslösung einer allergischen Reaktion erreicht wurde.

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