Big Player im Big Apple

Grandioses Feingefühl für Weine hat der Tiroler Aldo Sohm (43).
Der Österreicher eröffnete in Manhattan eine Wine Bar. Sie gilt als neuer Hotspot.

Wer kennt nicht den legendären Songtext von Frank Sinatra: "New York, the City that never sleeps"? Frankie-Boy hätte den Text auch um die Zeile "... the City that loves eating" erweitern können. In Manhattan wird gerührt, blanchiert und gegart bis zum Abwinken. Nirgendwo existiert eine größere Dichte an Spitzenrestaurants, hippen Bars und Delis. Selbst die sündteuren Guide-Michelin-Drei-Sterne-Restaurants sind zur Primetime über Wochen hinweg ausgebucht. So schnell wie Lokale ihre Pforten öffnen, sperren sie auch wieder zu. Kaum etwas ist schwieriger, als im Big Apple einen kulinarischen Langzeiterfolg zu verbuchen.

Einer, der es ohne viel Aufsehen, aber dafür mit einem grandiosen Feingefühl für Weine geschafft hat, ist der Tiroler Aldo Sohm (43).

Big Player im Big Apple
Aldo Sohm Wine Bar Photos Download: https://www.dropbox.com
Seit vielen Jahren ist Sohm Sommelier des Drei-Sterne-Restaurants Le Bernardin in Manhattan und Herr einer famosen Karte mit 900 Weinen. 2009 gewann er die härteste Challenge und kürte sich zum weltbesten Sommelier. Im September startete er sein erstes eigenes Projekt – dieAldo Sohm Wine Bar im Herzen von Manhattan. Der ehrwürdige New York Times war die Neueröffnung gleich eine ganzseitige Reportage wert, was in New York so viel gilt wie ein Ritterschlag von der Queen.

Da die New Yorker Upper Class wenig zu Hause is(s)t, hat Aldo Sohm der High Society ein neues Wohnzimmer designt. "Die Idee war, dass sich in der Bar jeder heimisch fühlen soll", erzählt Sohm. Deshalb dominiert hier edles Lounge-Interieur.

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Aldo Sohm Wine Bar Photos Download: https://www.dropbox.com
220 Positionen finden sich auf der Weinkarte, auf der man einige österreichische Winzer wie Knoll, Stadlmann, Rosi Schuster oder das Weingut Muhr-van der Niepoort entdeckt. Die Preise zwischen 30 und 200 Dollar sind für New-Yorker-Niveau moderat. "Guter Wein muss nicht teuer sein. 50 Prozent der Weine auf unserer Karte kosten unter 100 Dollar", so Sohm. Drei Monate bastelte der Tiroler am perfekten Mix der Karte. Das Konzept scheint zu stimmen. "Das Schwierigste in New York bei der Dichte an Lokalen ist, dass die Gäste nicht nur einmal, sondern mehrmals kommen. Bis jetzt ist uns das gelungen", erzählt der Sommelier überglücklich. Der Österreicher liebt die Herausforderung. Er war 33, als er in die USA ging. "Mein Bauch sagte ja, mein Verstand nein. Und mein bester Freund meinte damals: Bist du verrückt? In dem Alter willst nochmals von vorne beginnen? Seine Aussage war meine größte Motivation, es allen zu beweisen", erzählt er.

Das war vor 10 Jahren und Sohms Bauchgefühl war goldrichtig. Im Spitzenrestaurants Le Bernardin gehen Banker, Immobilien-Tycoone ein und aus. Storys über seine Promi-Kundschaft könnte er viele erzählen. Auch das ist sein Erfolgsgeheimnis: Seine Zunge verwendet er nur zum Verkosten, aber nicht um New Yorks Gerüchteküche zu nähren.

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