eine Frau liegt schlafend mit einer Smartwatch am Handgelenk im Bett
Trend

Von Schlafsommeliers bis High-Tech-Betten: Die Hotelbranche im Schlafwandel

Schlaftourismus ist zum Trend geworden. Hotels reagieren zunehmend auf veränderte Bedürfnisse ihrer Gäste.

Eine hochmoderne Matratze, eine Auswahl an verschiedenen Polstern – und immer öfter ein eigener Schlafcoach: Das Thema Schlafen ist zu einem boomenden Hotelzweig geworden und kommt einem steigenden Bedürfnis vieler Gäste entgegen. Im Urlaub soll das ausgekostet werden, was im pulsierenden Alltag zwischen Alltagsstress und Smartphone-Checks bis zum Einschlafen zu kurz kommt. Der Schlaf.

Was guten Schlaf ausmacht

Man könnte meinen, im Urlaub schläft man sowieso gut: Die Last des Alltags fällt weg, und Zeit gibts auch genug. Tatsächlich ist es oft genug anders, sagt die Tiroler Gastronomin Martha Schultz. „Fragt man die Gäste nach der ersten Nacht, ob sie gut geschlafen haben, antworten gar nicht wenige mit ,Nein‘. Das hört man als Gastgeber nicht so gern.“ Für sie gab es vor zehn Jahren den Ausschlag, sich intensiver damit zu beschäftigen, was guten Schlaf ausmacht. Daraus entstand ein spezielles Schlafangebot, das seit 2019 im Gradonna Mountain Resort in Kals (Osttirol) umgesetzt wird.

Dabei hilft naturgemäß die ruhige Lage am Ende eines Tals in 1.500 Meter Höhe. „Aber das Thema gut zu schlafen zieht sich durchs gesamte Hotel“, erklärt Schultz. Dazu gehören neben verschiedenen Polstern und Decken lichtdichte Vorhänge, schlaffördernde und leichte Abendmenüs, spezielle alkoholfreie Cocktails an der Bar, eine eigene Teemischung und auch eine eigene Playlist mit schlaffreundlicher Musik. Und zur individuellen Beratung stehen sogenannte Schlafsommeliers für Empfehlungen zur Verfügung. „Sie sind als Berater zu sehen, wie man seinen Schlaf verbessern kann.“

Mega-Cities

Weltweit werben Hotels mit speziellen Angeboten, und das nicht unbedingt in ruhigen und ländlichen Gegenden. Das Zedwell Hotel liegt zwar direkt am lauten Londoner Verkehrsknotenpunkt Picadilly Circus, die fensterlosen Appartements mit einem dem Biorhythmus angepassten Lichtsystem sollen dennoch erholsamen Schlaf ermöglichen. Ebenso wie das „Park Hyatt“ in New York, das auch Suiten mit Hightech-Betten anbietet, die sich etwa laufend den Bewegungen des Schläfers anpasst.

Veränderte Bedürfnisse

Der Trend zum Schlaftourismus zeigt deutlich, wie sich die Bedürfnisse der Menschen verändern. Das Wissen, dass Schlaf keinesfalls Zeitverschwendung, sondern wichtige Regeneration für Körper und Geist ist, hat sich durchgesetzt. „Achtsames Schlafen“, also ein Fokus auf guten Schlaf, ist zum Lifestylethema geworden.

Der Wunsch nach mehr und besserer Nachtruhe fand sich heuer sogar unter den häufigsten drei Neujahrsvorsätzen. „Schlaf hat heute eine andere Wertigkeit als noch vor einigen Jahren“, bemerkt Schultz. „Früher akklimatisierten sich die Gäste drei bis vier Tage, heute ist da der Urlaub schon wieder vorbei. Erholung soll sofort da sein.“

First Night Effect

Doch der menschliche Organismus tickt evolutionsbedingt noch anders. Und in der ersten Nacht in einer ungewohnten Umgebung kann dies durchaus zu Tage treten. Als die Menschen noch als Nomaden und Sammler herumzogen, war ein leichter Schlaf überlebensnotwendig, um sich vor wilden Tieren oder Angreifern zu schützen.

Dass auch das Gehirn des modernen Menschen nicht gänzlich herunterfährt, bestätigte sich mittlerweile in wissenschaftlichen Studien. In ihnen wurde dieser sogenannte „First Night Effect“ untersucht. Bei den Teilnehmern traten häufig Einschlafprobleme auf, der Schlaf war generell leichter und zeigte im Nachtverlauf weniger Tiefschlafphasen. Was dagegen hilft? Vertrautes, das dem Gehirn Sicherheit signalisiert, sagen Experten. Das können gewohnte Rituale und Düfte sein. Oder auch nur der gewohnte, eigene Kopfpolster.

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

Kommentare