Trends bei Kindermöbel: Österreicher treiben es nicht allzu bunt
Grelle Farben und ein wilder Mustermix: So sehen die Kindermöbel aus, die Drew Barrymore kürzlich für den Supermarktriesen Walmart entworfen hat. Die Kollektion des Hollywoodstars ist in den USA ein Bestseller.
Hierzulande wären die knalligen Stücke allerdings Ladenhüter, glaubt Marina Schwarzott, Inhaberin des Kinder-Onlineshops kyddo. Österreicher greifen für ihren Nachwuchs lieber zu hellen, pastelligen Farben. „So bunt und knallig wie in den USA mag man es hier nicht. Neben blassen Tönen werden auch erdige Farben gefragter.“
Österreicher noch nicht so online-affin
Schwarzott betreibt ihren Online-Concept-Store von einem Büro in Wien aus, versendet aber weltweit. Jahrelang war die gebürtige Mazedonierin Brand Managerin für große Firmen wie der Telekom. Bis sie sich nach der Geburt ihres ersten Sohnes mit kyddo selbstständig gemacht hat – aus Frust über das wenig ansprechende Angebot hierzulande. „Natürlich ist die Selbstständigkeit mit einem Risiko verbunden. Aber ich habe zwölf Jahre Erfahrung im E-Commerce und wende nun alles an, was ich gelernt habe.“
Mit großer Leidenschaft spürt sie neue nachhaltige Marken in Bio-Qualität auf, die bislang noch nicht im Internet angeboten werden. Seit drei Jahren gibt es ihre Website nun, die vor allem in Deutschland enorm beliebt ist. Jetzt will die 37-Jährige auch den heimischen Markt aufmischen. „Hier wird noch nicht so viel online gekauft, Deutschland und England sind da viel weiter.“
Als Werbeprofi weiß sie, wie sie den Absatz ankurbelt – durch hochprofessionelle Instagram-Kooperationen. So wird etwa die Berliner Bloggerin Jessie Weiß nicht müde zu erwähnen, welche tollen Teile sie auf kyddo gefunden hat. „Instagram ist äußerst wichtig. Fünf Mamas posten für mich, um zu zeigen, was man mit den Produkten alles machen kann. Das ist toll für Leute, die gerne schöne Dinge haben, aber keine Zeit, um sich kreativ auszutoben.“
Trends
Die zweifache Mutter lässt gerade die neuesten Trends fotografieren: „Möbel im Harlekin Stil und Deko mit Dinos und Dschungel-Motiven werden nachgefragt. Schön und praktisch zugleich sind die Babynester- und Körbe.“
Beratungsdiebstahl
Weniger Freude über die größer werdende Online-Konkurrenz haben die Gründer von herr und frau klein. Seit Jahren gelten sie mit ihrem Geschäft in der Wiener Neubaugasse als Instanz in Sachen geschmackvolles Kinder-Interior. Nicht wenige Kunden lassen sich ausführlich von Beate und Stephan Klein beraten. „Es gibt jedoch Leute, die sich lange und detailliert Auskunft geben lassen und dann erklären, im Internet zu kaufen. Das ist dreist und nennen wir Beratungsdiebstahl.“
Und auch wenn die beiden weiterhin auf den persönlichen Kontakt setzen und vor Kurzem eine zweite Filiale in Dornbirn eröffnet haben, ist den Kleins bewusst, dass sie im Netz präsent sein müssen. Der eigene Onlineauftritt wurde schon optimiert, das Angebot ist riesig.
Bett ist Verkaufshit
Die ehemalige Werbetexterin erklärt, warum hochwertige Kindermöbel- und Accessoires gerade so gefragt sind: „Anders als früher hat man heute die Tür zum Kinderzimmer meist offen stehen. Auch deswegen ist es vielen nicht mehr egal, wie es eingerichtet ist.“ Ihr Verkaufsschlager ist ein Eichen-Bett um 1000 Euro, das sich vom Gitterbett zum Kinderbett und Sofa umbauen lässt. „Österreicher wollen viele Anwendungsmöglichkeiten und gute Qualität. In Frankreich dagegen werden lieber verschiedene Betten gekauft. Die Spanier mögen wiederum große Familienbetten. Das Kaufverhalten ist sehr länderspezifisch.“
Weniger "Zeigzeug" kaufen
Aber Beate Klein rät ohnehin dazu, sogenanntes Zeigzeug – also „Dinge, die nur zum Herzeigen da sind“ – zu reduzieren und lieber Altes wie einen Flohmarkt-Sessel fürs Kinderzimmer zu verwenden. Den könne man doch passend streichen und mit Neuem kombinieren. Denn: „Das Persönliche macht eine gute Einrichtung doch erst aus.“
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