Warum die Girlband Tic Tac Toe jetzt cool ist

Warum die Girlband Tic Tac Toe jetzt cool ist
Früher von der Musikkritik belächelt, gelten Lee, Jazzy und Ricky mittlerweile als Vorreiterinnen gegen Sexismus und Rassismus.

In den 90ern galt Tic Tac Toe für viele als Band, die sehr jungen Menschen das  sauer verdiente Taschengeld aus der Tasche ziehen sollte. Das Feuilleton mochte sie und ihre Songs wie "Ich find dich scheiße" nicht. Und in der - aus heutiger Sicht irrsinnig unlustigen - Wochenshow machte sich Anke Engelke in den Sketschen "Rickys Popsofa" über das Mitglied Ricky lustig.

Beinahe 24 Jahre nach einer aus dem Ruder gelaufene Pressekonferenz, nach der es die Gruppe in Originalbesetzung zerrissen hatte, sieht die Welt schon anders aus. Wohl auch, weil die Welt eine andere geworden ist. Feministischer, diverser, politisch korrekter (zumindest in Teilbereichen). Mittlerweile gilt die Girlband - die lange vor den Spice Girls für Aufsehen sorgte - bei einigen als progessiv und wegweisend für die damalige Zeit.

Auf jetzt.de, dem jungen Portal der Süddeutschen Zeitung, war zuletzt eine Hymne aus Tic Tac Toe zu lesen. "Lee, Jazzy und Ricky, haben nicht nur völlig zu Recht zu ihrer Zeit mehr als eine Millionen Platten verkauft, sondern waren auch, ohne es vielleicht zu wissen, schwarze feministische Vorreiterinnen in der deutschen Musikszene und ein Sprachrohr für nicht-weiße Jugendliche und junge Frauen. Tic Tac Toe sollte gefeiert werden, als einzigartige Band, die die Popwelt auf den Kopf gestellt hat und auf unvergleichbare Art Afrodeutsche Musikgeschichte geschrieben hat."

Die Band (oder zumindest die im Hintergrund Fäden ziehenden Personen) hätte immerhin schon damals Themen in die Breite getragen, die heute stark aktuell sind wie "sexuelle Selbstbestimmung oder Diskriminierung aufgrund der Herkunft". So hätte auch der zweite Hit „Verpiss dich“ die Geschichte einer Frau erzählt, "die von ihrem Partner betrogen wurde und ihm – auch wenn sie ihn noch immer liebt – dafür einen Korb gibt. Eigentlich eine wichtige Message für junge Frauen und Mädchen, von der Presse wurde aber auch dieser Song nur auf die Fäkalsprache reduziert", heißt es auf jetzt.de weiter.

Du hast den Schönsten

Und dann setzte es für "Mr. Wichtig“ einen heftigen Diss, wie man so schön sagte. Oder sie reduzierten einen Mann mit „Du hast den Schönsten“ auf dessen Gemächt. Das war "eine Sache, die wir bis dahin im deutschsprachigen Raum nur von Männern in Bezug auf Frauen kannten".

 

Und das muss man - egal ob man die Band oder die Hymnen auf sie gut findet - schon zugeben. Lee, Jazzy und Ricky haben schon heiße Eisen angepackt. In "Bitte küss mich nicht" thematisierten sie Kindesmissbrauch. In "Leck mich am A, B, Zeh" schimpften sie einen Burschen, der sich - trotz der HIV-Gefahr kein Kondom überziehen will.

Rapperin Antifuchs liebt Tic Tac Toe

Die Rapperin Antifuchs hat zuletzt auch im Interview mit dem Musikexpress eine Lobeshymne auf das Trio geliefert. "Auch Tic Tac Toe haben Unglaubliches geschaffen. Die waren einfach sehr provokant und mutig für die Zeit. Wenn ich daran denke, wie ich vor 10 Jahren belächelt wurde, als ich angefangen habe. Und für Tic Tac Toe muss das ja noch schwieriger gewesen sein. Das waren starke Frauen, die sich mit harten Texten positioniert haben. Egal ob für die Texte geschrieben wurden, die haben auf jeden Fall etwas für Frauen im Rap bewirkt."

Die hätten viele Mädchen zum Rappen motiviert - auch wenn sie als zusammengecastete Gruppe in Rap-Szene-Augen nicht wirklich "real" gewesen wären: "Ohne die gäbe es uns vielleicht gar nicht."

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