Kinder. Vor zwei Minuten waren sie noch klein, handlich und man hat ihnen „... macht der Reiter plumpf“ vorgesungen („plumpf“ deshalb, damit es sich korrekt auf „Sumpf“ reimt, da waren wir genau – die andere Möglichkeit wäre gewesen, statt Sumpf „Sumps“ zu singen – aber was soll ein Sumps sein?).

Und auf einmal sind sie groß. Er ist vor dem Football-Trainingslager noch rasch mit dem Fahrrad (!) an den Attersee gefahren. Sie designt in den Ferien Geldbörsen. Und irgendwie wird man das dumpfe Gefühl nicht los, in weiteren zwei Minuten wird man gegen die Tränen kämpfen, während man auf der Hochzeit seines Kindes eine Rede hält:

Zwei Dinge wollte ich euch mitgeben, Kinder – Höflichkeit und Humor. Das Schöne an Höflichkeit ist ja, wie der große Denker und Rockmusiker Lemmy Kilmister einmal sagte, dass es sie gratis gibt. Jeder kann zugreifen. Im Doppelpack mit Höflichkeit erhältlich ist: Respekt. Es gibt keinen Grund, jemanden unhöflich oder respektlos zu behandeln, weil der z. B. eine andere Meinung vertritt. Andere Meinungen sind ja keine Bedrohung, sondern eine Erweiterung des Spektrums. Hört zu, Kinder, was ich euch sage! Unhöflichkeit ist der Luxus der Dummen!

Und Humorlosigkeit ist der Luxus der Unhöflichen. „Überzeugte Leute haben meist wenig Humor“, sagte der großartige Schauspieler und Theatermacher Sven-Eric Bechtolf. Ein hinreißend kluger Satz: Humor setzt die Fähigkeit zu zweifeln voraus, die Fähigkeit, Fragen interessanter zu finden als Antworten, die Fähigkeit, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Ausgestattet mit Höflichkeit und Humor kommt ihr gut durchs Leben, habt ihr gehört, Kinder? „Papa, sei nicht peinlich“, sagt meine Tochter. Und mein Sohn: „Halt keine Predigten. Chillex, Oida!“

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