Warum der Papst das Flugzeug erfand

Schnaps, Gott und die Luftfahrt: Wie eines Tages die Angst wegwar

Der Mensch hat die Religion empfunden, um die Angst zu überwinden, sagen Neurobiologen. Im Unterschied zu Tieren, die gegen Beängstigendes kämpfen oder vor ihm davonlaufen können, muss der Mensch damit leben, dass seine schlimmste Angst in ihm wohnt: die vor Verfall und Tod. Und mit sich selbst kämpfen ist schwierig, da weiß man nie, wer stärker ist. Vor sich selbst davonlaufen ist auch keine Option, die wenigsten kommen weiter als zwei-, dreihundert Meter. Also, sagen Neurobiologen, fasste der Mensch seine Ängste in Mythen, aus denen er wiederum Religionen bastelte. Was die Ängste greif- und verdrängbar machte. Die Schnapsindustrie funktioniert übrigens nach dem gleichen Prinzip.


Damit der moderne Mensch nicht etwa vor lauter Stress, Handy-Wischen und Überheblichkeit auf seine Angst und damit auf die Religion vergisst, hat Papst Pius X. vor 100 Jahren das Flugzeug erfunden und dem Menschen eingeredet, es sei seine Bestimmung, einmal pro Jahr in die Domrep zu fliegen und dort Schirmchen-Drinks, Sonnenbrände und Krankheiten des Verdauungssystems zu konsumieren. In den Flugzeugen lernen die Menschen dann wieder, sich zu fürchten und zu beten.
Ich selbst wurde früher in Flugzeugen halb bewusstlos vor Angst. Bis ich eines Tages, kurz nach meinem 40. Geburtstag, in einem Flugzeug sitzend, auf einen zugegeben eitlen Gedanken kam: Da ich jetzt über 40 bin, bin ich aus der Sicht der Natur an sich nicht mehr von Nutzen. Es ist daher möglich und zu erwarten, dass ich irgendwann einmal sterben muss. Da wäre doch so ein Flugzeugabsturz eine hoch interessante Möglichkeit, wenn es schon sein muss. Von diesem absurden Gedanken an an war meine Flugangst weg und kam nie wieder. Und ich bin auch seitdem nicht ein Mal abgestürzt.

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