Es hat mit Magie zu tun

25 Jahre Überraschungsglück.

Selbst solche, die auch in der Bescheidenheit noch die Größten sein wollen, kommen ungefähr alle 25 Jahre in die Situation, dass ihnen Huldigungen angetragen und aufgenötigt werden. Das Problem von Huldigungen besteht nicht selten darin, dass die Huldiger sich selbst huldigen. Ich erinnere mich an eine große Geschichte in irgendeinem der Produkte des semi-eleganten Boulevards (ob „Zeit“ oder „profil“ weiß ich aber nicht mehr): Schriftsteller waren eingeladen, über Thomas Bernhard zu schreiben, und schrieben doch nur über sich. Und nun sind wir alle hier eingeladen, über „25 Jahre “ zu schreiben, und schreiben doch nur über uns. Ich natürlich auch, obwohl ich es mir, wie ein besonders wohlmeinender Freund dieser Tage meinte, angesichts meiner herausragenden Stellung im globalen Journalismus eigentlich leisten könnte, einfach nur das Produkt zu loben. Aber ich kann aus meiner Egomanenhaut nicht und nicht heraus. Ich kann außer meiner eigenen Arbeit nichts loben, was jeder verstehen wird, der den Unterschied zwischen meiner Arbeit und dem Rest der Welt kennt. Kürzlich saß ich einer Frau gegenüber, die im Vorstand eines berühmten Unternehmens sitzt und einen ziemlich schnellen Prozessor eingebaut hat. Manische Vielleserin, Finanzauskennerin der ersten Güte. Und was will sie von mir wissen? Sie will von mir wissen, wie es ein Produkt wie die schafft, dass eine Frau wie sie nicht anders kann, als das Ding jede Woche neugierig zu erwarten. Ich dachte mir selbstverständlich, dass die Antwort vor ihr sitzt, sagte aber: Das hat mit der Magie zu tun, die jedes gute Medienprodukt ausmacht. Wirklich gute Produkte liefern jedes Mal das Gleiche so, dass die Konsumenten sich vor Überraschungsglück seitenweise überschlagen.

michael.fleischhacker@kurier.at

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