#babysfirstpandemic: Eltern knipsen Babys jetzt mit Klopapier
Es ist derzeit eines der beliebtestes Motive auf Instagram: Babys – sitzend oder liegend – zwischen fein säuberliche drapierten Klopapier, Desinfektionsmittel, Einweghandschuhen und Mundschutzmasken. Unter dem Hashtag #babysfirstpandemic ("Die erste Pandemie meines Babys") teilen (vorwiegend) Mütter die bizarren Schnappschüsse ihrer Sprösslinge.
Meilensteine festhalten
"Wenn Ryleigh auf diese Zeit in ihrem Leben zurückblickt, soll sie sich sicher und geliebt fühlen", sagt Christina Wecker im Interview mit der "The Today Show" des US-Fernsehsenders NBC. Damit spielt die dreifache Mutter auf die Bilder ihrer drei Monate alten Tochter Tyler Joy an: Diese knipste sie zusammen mit Vorratspackungen Muttermilch-Pulver, Desinfektionstüchern und Klopapier. "Wir haben schließlich Bilder von Tyler in verschiedenen wichtigen Momenten – warum also nicht auch das?", sagt die US-Amerikanerin. Sie versuche den Ausnahmezustand für ihre siebenjährige Tochter Ryleigh und ihren dreijährigen Sohn Dylan damit angenehmer zu gestalten. "Die Situation aufzulockern, während wir zu Hause sicher sind, ist eine Möglichkeit, das zu tun."
Während sich Brittany Rarick zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im US-Bundesstaat West Virginia isoliert, kommt der Spaß nicht zu kurz: Auch sie fotografierte ihre vier Monate alte Tochter Laura Jean – unter anderem mit Einweghandschuhen. "Es gab eine absolute Massenpanik wegen Toilettenpapier, Mineralwasser, Nudeln und anderen Notwendigkeiten", sagt Rarick. Bei der Aufnahme gehe es ihr nicht darum, Vorräte zu horten, sondern sich auf humorvolle Art an einen Meilenstein ihrer Tochter zu erinnern. "Wir glauben, dass bei bestimmten Ereignissen während unseres gesamten Lebens, egal wie groß oder klein, Humor und Lachen dazu beitragen, dass wir positiv und hoffnungsvoll bleiben."
Tausende Einträge und Kritik
Rarick und Wecker sind jedenfalls nicht die einzigen, die es sich nicht nehmen lassen unter dem Hashtag #babysfirstpandemic Erinnerungen an die Pandemie zu posten. Unter dem Schlagwort finden sich bereits Tausende Einträge.
Die gestellten Pandemie-Postings sorgen auch für Kritik. "Es ist geschmacklos, sein Baby mit vermeintlich witzigen Corona- und Pandemiehashtags zu versehen, wenn zur gleichen Zeit tausende Menschen an diesem Virus sterben. Darunter sind auch Kinder", schreibt etwa Stern-Redakteurin Amelie Graen in einem Kommentar zum Hashtag-Hype.
Wehrlose Babys für Instagram-Likes – und letztendlich im Falle von professionellen Bloggerinnen auch für Geld – in dieser Art und Weise zur Schau zu stellen hält Graen für verwerflich. "Das hat nichts mit abgöttischer Liebe zu seinem Kind zu tun, wie manche Influencerinnen gerne behaupten. Denn wer sein Kind abgöttisch liebt, der würde den Drang nach Likes und Followern hinter die Bedürfnisse und den Schutz des Kindes stellen."
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